Mülheim.

Der Feldversuch im Büro beweist: Kaum kommen die ersten Töne der Titelmelodie aus dem Computerlautsprecher, stellen die männlichen Kollegen die Arbeit ein. „Was ist das?! Das kennt ich . . .“ Die Antwort lässt sie noch mehr aufhorchen: „Nein! Boulder Dash!“ Für die Generation Ü 30 kehrt ein Stück Kindheit zurück. Wiederbelebt wurde es in der Mülheimer Games Factory Ruhr.

Für alle, die seit 1984 Besseres zu tun hatten, als Computerspiele zu spielen, sei es kurz erklärt: „Boulder Dash“ ist ein Klassiker der Videospielgeschichte. Dabei steuert man eine Spielfigur unter Tage durch eine Bergbauwelt, muss Tunnel graben, Diamanten finden, Geröll ausweichen, sich vor Fallen und bösen Monstern hüten.

Ein eigentlich simples Prinzip, das natürlich zu Beginn des Computer(spiel-)zeitalters ebenso simpel aussah. Kein Vergleich zu den heutigen, vor Realismus strotzenden Welten; doch die Kinder von damals haben eben diese alten Spiele ins Herz geschlossen. Die Nostalgie, die zu in der Kindheit Erlebtem immer gehört, schwingt da mit.

Für X-Box und PC neu auflege

Alexandra Gerb ist eine von denen, die damals „Boulder Dash“ gespielt haben. Und sie ist eine derjenigen, die dafür sorgten, dass es wieder gespielt werden kann. Die Geschäftsführerin der Mülheimer Software Firma Catnip Games kümmerte sich gemeinsam mit Marc Küpper von Simpleplan Production darum, dass Catnip die Lizenz dafür bekam, das Spiel für die X-Box und den PC neu aufzulegen. Sie akquirierte Geldgeber und fand mit der Kalypso Media GmbH eine Firma, der das Spiel veröffentlichte.

Doch bis es so weit war, dauerte es über ein Jahr. Neben Catnip Games war das Unternehmen Aruba Studios für die Entwicklung zuständig und Oliver Schmellenkamps Studio Sound 4 legte die alte Melodie neu auf. Alle drei Unternehmen haben ihren Sitz in der Games Factory Ruhr.

Fünf Spielmodi

„Wir haben viel Zeit in das Konzept gesteckt“, sagt Alexandra Gerb und erklärt auch warum: Mit der Neuauflage des Klassikers wollte sie alle abholen, junge Spieler, die das Original nicht kennen, und die Nostalgiker, die bei der Erkennungsmelodie feuchte Augen bekommen. „Das Programmieren war nicht das Problem“, sondern zu entscheiden, was programmiert werden sollte.

Für fünf Spielmodi entschied sich das Produktionsteam, das im Kern aus sieben Leuten bestand. Mal müssen Punkte gesammelt werden, mal wird gepuzzelt, mal kommt das Spiel im „Retro-Look“ daher und ist dann ganz nah am Original. Der Hauptmodus aber besteht aus immer schwieriger werdenden Levels.

„Das war die größte Herausforderung“, sagt die Catnip-Chefin. Den richtigen Schwierigkeitsgrad zu finden, war nicht leicht. Die ersten Bewertungen der Fachpresse finden es nun „hart, aber immer fair“ – für Alexandra Gerb genau das, was sie erreichen wollte.

Auch für Playstation, Nintendo und Handy

„Boulder Dash XL“ ist gerade erschienen, da planen die Macher auch schon die Neuauflage für Playstation, Nintendo und Handy. Wie bei der Version für X-Box und PC soll auch der Nachfolger zum Runterladen angeboten werden. Das, glaubt Fachfrau Alexandra Gerb, ist die Zukunft. Auch auf der in Köln stattfindenden Computerspiel-Messe Gamescom habe sich gezeigt, dass „die Leute sich kein Spiel mehr in den Schrank stellen wollen“.

Stattdessen laden sie lieber ein Spiel für zehn Euro runter. Preislich „wie eine Kinokarte“, zieht Alexandra Gerb einen Vergleich. Doch auch sonst liegt „Boulder Dash XL“ im Trend. Immer mehr Entwickler nutzten alte Lizenzen, weil „sie so auf etwas aufbauen können und bereits ein Stammpublikum haben“. Das sei ein Vorteil – selbst wenn sie nun unter dem Druck stehen, die Nostalgiker zufriedenstellen zu müssen.