Die Bilanz, findet Rüdiger Espitte, zeigt sich auf der Straße. „Gucken Sie doch aus dem Fenster“, sagt der Inhaber vom Tepel am Markt. „So voll war das seit Jahren nicht mehr!“ Samstag fand erstmals ein Stoff- und Tuchmarkt auf dem Rathausmarkt statt. Seit langem wurden auf dem Platz wieder Stände aufgebaut. Und Besucher, angrenzende Händler und der Marktveranstalter waren sich einig: Bis zum nächsten Mal darf nicht wieder so viel Zeit vergehen.

Es herrscht ein wenig Volksfest-Atmosphäre. Das tolle Sommerwetter hilft bestimmt nach, doch die Stimmung ist bestens. Die Menschen schlendern zwischen den rund 60 Ständen entlang, vor einigen knubbeln sich die Besucher. Vor allem Frauen, ältere wie jüngere, sind gekommen, aber nicht nur: Mädchen stöbern im angebotenen Schmuck. Familienväter schieben Kinderwagen. In Gruppen stehen Bekannte zusammen, plaudern, während vor dem Ratskeller die Würstchen auf dem Grill brutzeln. Zur Mittagszeit brät Jürgen Ahlers im Akkord. Wenn mal was auf dem Rathausmarkt los und das Wetter so gut sei, müsse man das ausnutzen, findet er.

Auch im Eiscafé Sanremo ist viel Betrieb. Sonst säßen an einem Samstag um diese Uhrzeit „vielleicht noch zwei Leute“ bei ihm im Café, schätzt Samuele Murgia. Der Rathausmarkt sollte wieder mehr sein als ein Parkplatz, findet Murgia und betont: „Menschen, die da etwas machen möchten, muss man unterstützen.“

Marko Krstic ist einer von ihnen, und er fühlt sich von der Stadt, MST und besonders von City-Managerin Gudrun von der Linden hervorragend unterstützt. Der Rathausmarkt ist seiner Ansicht nach „perfekt“ für seine Zwecke. Die nahe U-Bahn- und Zentrale Haltestelle zählt er als Gründe auf und die Parkplätze darunter. Dabei machten Krstic die Parkplätze ursprünglich Sorgen: Die Abstimmung musste mit dem Unternehmen geschehen, das die ober- und unterirdischen Stellplätze bewirtschaftet. Mehrere Gespräche waren dazu nötig; letztlich musste Krstic das Risiko, dass Samstag bei Aufbaubeginn noch Autos auf dem Platz stehen könnten, tragen – doch der war morgens leer. Der Veranstalter hofft nun, durch seinen Markt „einen Präzedenzfall geschaffen“ zu haben, damit der Rathausmarkt in Zukunft öfter bespielt werden kann. Er selbst ist sich „sehr, sehr sicher“, dass er mit seinem Stoffmarkt wiederkommt. Ob wieder samstags, oder aber sonntags, werde sich zeigen.

Auf regelmäßige Belebung hoffen auch die umliegenden Händler, denn nicht nur die Gastronomen profitierten. „Wir haben mehr Kundschaft“, sagt Franz Otten von Elektro Folkenborn. „Die Frauen gehen auf den Markt, die Männer kommen zu uns.“ Viele, hat er ausgemacht, kannten das Geschäft vorher nicht. Nicht alle hätten was gekauft, aber nun „wissen sie, dass es uns gibt. Wenn sie was brauchen, kommen sie vielleicht nächstes Mal zu uns.“ Gerne hätte er mehr Veranstaltungen vor seinem Schaufenster: „Für den Weihnachtsmarkt wäre der Platz ideal.“

Auch Rüdiger Espitte wünscht sich mehr Regelmäßigkeit unter professioneller Regie. Nicht zu oft, „nur ein, zwei Tage in der Woche“ sollte man auf dem Platz etwas anbieten, aber dann „nicht kleckern, sondern richtig klotzen“. Dass das auch über die Stadtgrenzen Menschen nach Mülheim ziehen kann, hat für den Inhaber von Tepel am Markt der Samstag bewiesen. Einem Essener habe er den Weg zum Stoffmarkt gewiesen: „Und eben hat einer bei mir ein Schloss gekauft, der war auch nicht von hier.“

Wenn das Angebot stimmt, kommen die Menschen gezielt, ist sich Elfriede Hohmuth sicher. Marianne Reimann stimmt dem zu: „Der Platz ist doch so schön.“