Beate Becker, Konditorin im zweiten Lehrjahr, geht im September für drei Wochen zum Azubi-Austausch nach Frankreich
Natürlich hat Beate Becker den Film „Chocolat” mit Juliette Binoche und Johnny Depp in den Hauptrollen gesehen. „Traumhaft”, sagt die 19-Jährige, und das nicht nur, weil sie Schokolade so liebt. Das tun ja viele, aber Beate Becker macht Pralinen, Eis, Torten zu ihrem Beruf. Die Konditorin im zweiten Lehrjahr geht im September für drei Wochen nach Frankreich, um sich dort anzusehen, wie die französischen Kollegen arbeiten: Baiser, Praline´, Petit Fours – schokoladig wird's sicher auch.
Als eine der ersten Mülheimer Azubis nimmt Becker an einem Lehrlingsaustausch der Handwerkskammer Düsseldorf teil. Gemeinsam mit fünf Fleischern, einem Bäcker und acht Konditorinnen wird die 19-jährige Mendenerin drei Wochen lang erfahren, was französische Zungen mögen.
Die Truppe fährt nach Tour, zufällig in eine der Mülheimer Partnerstädte, weil die dortige Handwerkskammer eng mit der Düsseldorfer Kammer zusammenarbeitet. Die deutschen Auszubildenden werden drei Wochen in französischen Betrieben mit den Lehrlingen arbeiten und mit ihnen in einem Internat leben. In den letzten beiden Wochen sind sie in den Familien der Azubis zu Gast. Diese kommen später, 2010, dann zum Gegenbesuch nach Deutschland.
Beate Becker, die in einem Düsseldorfer Betrieb lernt, spricht besser Spanisch als Französisch, deshalb gibt es nach den Ferien eine Crashkurs mit Fachvokabular an der Berufsschule. Dort hat sie eine Lehrerin auch auf die Möglichkeit aufmerksam gemacht, an einem Austausch teilzunehmen. Dankbar ist die junge Frau ihrem Betrieb, dass er sie diese Erfahrung machen lässt „schließlich falle ich ja als Arbeitskraft drei Wochen lang aus”. Europäische Förderprogramme, zu denen die Handwerkskammer vermittelt, finanzieren den Azubi-Austausch, der theoretisch in jedes europäische Land möglich ist.
Auf die neue Küche, die anderen Produkte und die neu zu lernenden Techniken freut sie sich schon sehr – und denkt gleich auch an ihre berufliche Zukunft. „Das ist doch gut für eine Bewerbung, wenn eine Auslandserfahrung im Lebenslauf steht.” Zu Beginn werde man sich wohl nur „mit Händen und Füßen” verständigen müssen, aber das sollte im Handwerk, wo doch alle vom Fach sind, nicht das Problem sein. Im Gegenzug könnte Beate Becker den Franzosen mal zeigen, wie man eine anständige Schwarzwälder-Kirsch-Torte hinkriegt.
Schokolade mochte Beate Becker schon immer, aber die Liebe zum Beruf hat sie eher zufällig in Mülheim entdeckt: Ihre Eltern schenkten ihr ein Seminar im „chocolateroom” bei Lothar Buß. Die Schülerin zeigte Talent und hat gleich ein Praktikum in dem Speldorfer Betrieb drangehängt. Der Weg in die Lehre war dann vorgezeichnet.
„Am liebsten”, sagt Beate Becker, „würde ich Chocolatier werden, aber das ist kein eigener Ausbildungsberuf. Man muss erst Konditor lernen.” Ein Schokoladengeschäft, wie es Vianne (Binoche) im Film besitzt, könnte sich Beate Bäcker später wohl schon vorstellen. Wer weiß, vielleicht stellt sie bald schon die erstenWeichen dafür.