Mülheim. .

Mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ wurde am 28. Juni 1936 Premiere gefeiert und an einem traumhaften Sommerabend wurde Dienstag genau 75 Jahre später „Geburtstag“ gefeiert.

Auf der großen und der kleinen Bühne gab es ein buntes Programm, während drumherum viel Raum für Erinnerungen war.

Egal, wo man hinschaut, man sieht die Vergangenheit. In den alten Bäumen, in den Steinen, die durch den Grünbewuchs hier und da zu sehen sind, in den im Halbrund angelegten Tribünen und in unzähligen Bildern. Ein Video läuft etwa in Endlosschleife über einen Fernseher. Jugendliche tollen in den verwackelten Bildern über die Wiese. Kleidung, Haare und Filmqualität lassen eine eindeutige Datierung zu: In den 70er Jahren war es, als ein langmähniger Helge Schneider dort mit der Band „The New“ auftrat. Das Foto auf der Staffelei ein Stück weiter ist gar noch 40 Jahre älter. Das sich noch im Bau befindliche Tribünenstück ist darauf zu sehen, ein einsamer Karren steht in der Mitte – und direkt neben dem Foto. „Aus einem Gebüsch“ haben Regler Produzenten dieses Original „hervorgekramt“ und ausgestellt.

Eine Erinnerung aus Stahl ist es, andere sind weniger greifbar. Wie die von Elke Knapp. Sie stand selbst einmal auf der Freilichtbühne. „Mit der Ballettschule Wrona“, erinnert sie sich, sei sie dort unten mal aufgetreten und habe „Turnübungen vorgeführt“. Bei dem Gedanken daran muss sie lachen. „Das ist lange her.“ Gleiches gilt für Edith Schmitz’ ersten Besuch in der Freilichtbühne. Die Operette „Das weiße Rössel“ hat sie da gesehen. „Das war in den 50er, 60er Jahren“, schätzt sie. Oft war sie damals aber nicht an der Dimbeck: „Ich wohnte in Heißen. Da war es ein richtiger Ausflug, in die Stadt zu fahren.“ Heute ist das anders, da kommt sie öfter. Erst kürzlich sah Edith Schmitz das Musical „Die Schöne und das Biest“ und schwärmt davon in höchsten Tönen. Zudem kommen beide Damen jeden Mittwoch zu den Konzerten. „Die Atmosphäre ist einfach schön“, sagt Elke Knapp, und Edith Schmitz findet es toll, „dass so viele Generationen zusammenkommen“.

Überhaupt, die Mittwochsreihe ist für viele ein Grund, am Dienstagabend zum Geburtstagsfest zu kommen. Viele verbinden die Freilichtbühne heute vor allem damit. „Bei schlechtem Wetter nimmt man eben einen Schirm mit“, sagt Irene Klausel. Kein Konzert lässt sie sich entgehen. Ebenso wie Heiner Benning und er sagt auch, warum: „Hier geht uns das Herz auf.“

Petra Becker verbindet jüngste Kindheitserinnerungen mit dem Areal an der Dimbeck. Regelmäßig büxte sie als kleines Mädchen aus, um dort zu spielen und in den Felsen herumzuklettern. „Und dann gab’s Ärger, weil ich weg war“, erinnert sie sich. Trotz des Ärgers sind dies schöne Erinnerungen für sie und der Grund, warum sie sich für die „Freunde der Freilichtbühne“ engagiert. Deren Veranstaltungen knüpfen an die Aufführungen von einst an, an die Oper „Carmen“ und das Karl-May-Festival, an das viele an diesem Geburtstagfest erinnern.

Apropos Geburtstag: „Ich bin so alt, wie die Freilichtbühne“, sagt Heinz Paul. Früher besuchte er vor allem „Musikveranstaltungen, wenn etwas unserem Alter Entsprechendes aufgeführt wurde“. Jürgen Trieb erinnert sich an School’s-Out-Partys, die in den 90er Jahren die Ferien einläuteten. Doch: „Eigentlich bin ich erst durch die Mittwochsreihe dazugestoßen.“ Die Freilichtbühne ist eben nicht nur Erinnerung, sondern lebendiger Teil der Stadtkultur.