Mülheim..

Ihren alten Jobs trauern die vier Bestatter keineswegs hinterher. Im Gegenteil: Sie haben ihr vergangenes Berufsleben beerdigt, um in einem neuen aufzuleben. Kerstin Nowak, Claudia Laudon, Sebastian Beyer und Carsten Vollmer sind nun erfolgreich geprüfte Bestattungsfachkräfte. Am Dienstag bekamen die Absolventen ihre Zeugnisse von der Industrie- und Handelskammer (IHK) überreicht.

Im Bestattungshaus aus dem Siepen ist alles vorbereitet. Das Büfett ist gedeckt, die Tische sind dekoriert, die Räume geschmückt für den Festakt. Denn auch das gehört zum Beruf eines Bestatters: das Organisieren. Beerdigungen müssen sitzen, von der Blumendeko über die Musik bis zur Grabrede. „Schließlich findet sie nur einmal statt“, weiß Carsten Vollmer.

Zwei Jahre dauerte die Ausbildung. Tote zu waschen, Trauernde zu trösten oder Beerdigungen zu planen seien jedoch lange nicht die einzigen Aufgaben. „Es gibt einen großen kaufmännischen Teil, Psychologie und viel Rechtliches“, erklären sie. „Lebenserfahrung und Einfühlungsvermögen sollte man mitbringen“, finden die Seiteneinsteiger.

Berufswahl kann schocken

Doch eigentlich kommen die vier aus anderen Branchen. „Gesundheitsbedingt konnten wir unsere bisherigen Berufe nicht mehr ausüben und mussten umschulen“, erklärt Claudia Laudon. „Ursprünglich bin ich gelernte Floristin“, verrät die 43-Jährige. „Sechs Jahre lang habe ich in einer Friedhofsgärtnerei gearbeitet und bin dort bereits mit Tod und Trauer in Berührung gekommen.“

Die Arbeit als Bestatterin empfinde sie als Bereicherung. Auch wenn Familie und Freunde, erst große Augen machten. „Zunächst waren viele geschockt. Mittlerweile haben sie es akzeptiert und finden meinen Job spannend.“

Keine Berührungsängste

Kollegin Kerstin Nowak arbeitete vor ihrer Umschulung als Rettungsassistentin. „Nun fängt meine Arbeit dort an, wo sie damals aufgehört hat“, sagt die 29-Jährige. Was gefällt am Job? „Das Dekorieren macht Spaß wie das Herrichten der Särge.“

Berührungsängste habe sie keine, weder mit Verstorbenen noch mit Hinterbliebenen. Denn: „Kein Trauerfall ist gleich“, erklärt Claudia Laudon. „Nicht alle Angehörigen sind traurig. Manche sind gleichgültig, manche wütend, oder zornig.“ Da komme es auf Empathie an, findet auch Carsten Vollmer, der sich als gelernter Altenpfleger bereits mit Sterbebegleitung und der Versorgung von Toten beschäftigte.

Krisensicherer Job

Einzig Sebastian Beyer hat wenig Vorerfahrung mir dem Tod. „Ich habe zwei Ausbildungen abgebrochen, eine zum Bürokaufmann, eine zum Erzieher.“ Schnell bemerkte der 30-Jährige, dass diese Berufe nicht zu ihm passen. Der Job des Bestatters fiel ihm zufällig ins Auge, die Anmeldung zur Umschulung „eine reine Bauchentscheidung.“ Doch die war genau richtig, er möchte dabei bleiben. Denn am Ende bleibe der Beruf vor allem eins: krisensicher.