Mülheim/Frankfurt..
Am ersten Juni-Wochenende schwebte das Luftschiff von „Goodyear“ friedlich über Mülheim, zur Eröffnung einer deutschlandweiten „Verkehrssicherheitstour“. Am Sonntag ging es nördlich von Frankfurt in Flammen auf, der Pilot fand einen furchtbaren Tod.
Völlig entsetzt klingt der Bochumer Thomas Gerres, dessen Agentur die Öffentlichkeitsarbeit der „safety tour 2011“ übernommen hatte, auch die Auftaktveranstaltung in Mülheim. Bei der Tour konnte man Freiflüge mit dem Luftschiff gewinnen, „wir haben jetzt alles komplett abgebrochen“. Einer der beiden Piloten, die auch hier in der Stadt am Steuer saßen, verbrannte offenbar rund 40 Meter über dem Boden. Nachdem drei Passagiere – ein Zeitungsfotograf und zwei Fernsehleute – aus der Kabine gesprungen waren, schnellte das Gefährt mit bereits brennender Gondel durch den plötzlichen Gewichtsverlust hoch.
Ein schockierendes Unglück, das viele Fragen aufwirft, auch für den Mülheimer Luftschiffexperten Theodor Wüllenkemper. In seinem Unternehmen WDL wurden die mit Helium gefüllten Prall-Luftschiffe vor rund 40 Jahren entwickelt. Ein solcher sogenannter „Blimp“ verunglückte nun in Hessen. Wüllenkemper berichtet, er habe am Sonntag von dem Vorfall erfahren, während eines Restaurantbesuches, bei dem auch Techniker anwesend waren.
Ursache unklar
„Seitdem machen wir uns sehr viele Gedanken darüber, was überhaupt passiert ist.“ Eine Erklärung hatten die Fachleute zunächst nicht: „Helium ist gar nicht brennbar, und die Hülle geht auch bei einer harten Landung keineswegs kaputt. Möglicherweise gab es einen Reibungseffekt auf der Bahn“. Bei WDL habe man seit 1972 noch keinen einzigen Flug abbrechen müssen, betont Wüllenkemper, erst recht habe es keinen Fast-Absturz gegeben, „und wir fliegen jährlich Tausende von Stunden“.
Derzeit ist allerdings nur einer seiner sechs Blimps über dem Ruhrgebiet aktiv im Werbe-Einsatz. Theo Wüllenkemper, der das „Goodyear“-Luftschiff aus eigener Anschauung kennt, verweist auf die vergleichsweise hochwertigere Bauart seines um 20 Meter längeren Gefährts. Sehr streng seien die Sicherheitsvorschriften des Luftfahrtbundesamtes: „Alle hundert Flugstunden muss eine Inspektion durch einen lizenzierten Prüfer erfolgen.“ Der Luftschiffbetrieb bei WDL gehe also weiter wie bisher.