Mülheim. . Laut dem Drogen- und Suchtbericht 2011 leben Jugendliche gesünder, trinken weniger Alkohol, die Zahl der Raucher und Kiffer ging zurück. Doch Komasaufen, Online- und Spielsucht machen Sorgen. Der Umgang mit dem Internet ist immer häufiger Thema.

Die Zahlen verheißen zunächst Gutes: Laut dem Drogen- und Suchtbericht 2011 der Bundesregierung lebt die Masse der Jugendlichen gesünder; sie trinken weniger Alkohol, die Zahl der Raucher und Kiffer ging zurück. Handlungsbedarf gibt es dennoch: Komasaufen, Online- und Glücksspielsucht machen Sorgen. In der Mülheimer Stiftung für Prävention „Ginko“ ist etwa der Umgang mit dem Internet immer häufiger Thema.

Es ist das erste Mal, dass in Sachen Onlinesucht konkrete Zahlen genannt werden. Diese jedoch, das betonte die Bundesdrogenbeauftragte Mechthild Dyckmans güngst, stehen noch auf wackligen Füßen. Es bestehe umfassender Forschungsbedarf. Studien klassifizieren 1,6 bis 8,2 % der Internetnutzer als süchtig. Im Bericht werden 560.000 Abhängige genannt. Als süchtig gilt, wer das Internet so exzessiv nutzt, dass „Anforderungen des täglichen, sozialen und beruflichen Lebens völlig vernachlässigt werden“.

Das zu bewerten, ist für Laien schwierig. Wie schwierig, erfährt Hans-Jürgen Gass, Geschäftsführer bei Ginko, im Alltag in der Jugendberatungsstelle, wenn Eltern besorgt in die Beratung kommen. Dabei, so Gass, ist die Gewohnheit des Kindes, online zu spielen, zu chatten oder zu surfen, oft nicht neu, „es wird aber zum Problem, wenn die Schulleistungen schlechter werden“.

Viele Eltern sind überfordert

Dass das Internet Suchtpotenzial hat, ist für Gass eindeutig. Weil es ein „wunderbares Medium“ sei, weil man das Online-Angebot konsumiert und weil es heute schlichtweg zum Alltag gehört. Gass zieht die Parallele zum Essen: „Man kann darauf nicht verzichten.“ Deshalb sei es wichtig, Kindern früh einen vernünftigen Umgang mit dem Internet beizubringen. Dazu gehöre neben der Frage nach dem „Wie lange“ auch das grundsätzliche „Wie“. Datensicherheit in Onlinenetzwerken nennt der Ginko-Geschäftsführer als Beispiel, Mobbing und auch Copyright-Vorgaben.

Aber, so die Erfahrung bei Ginko, seien viele Eltern überfordert: „Vieles ist in der Unkenntnis der Eltern begründet und oftmals reagieren sie letztlich dann über.“ Deshalb setzt die Stiftung für Prävention auf Aufklärung der Erwachsenen. Damit diese wissen, worüber sie mit ihren Kinder reden und „sinnvolle Grenzen setzen“. Letztlich, so Erziehungswissenschaftler Gass, müsse man bei der Internetnutzung, wie etwa auch bei der Ausgehsperre, mit seinen Kindern „verhandeln“. Und wie bei der Ausgehsperre gehe das oftmals nicht ohne Streit. So sei eben das Familienleben.