Mülheim..

Seitdem der Ehec-Erreger grassiert, wird vernichtet, statt verzehrt – Gurke und Salat fliegen vom Teller in die Tonne. Lebensmittelkontrolleure der Stadt gehen derweil auf Gurken-Kontrolle bei Groß- und Einzelhändlern, nehmen Proben, testen die Kürbisgewächse auf Keime.

Und auf ihre Herkunft. Denn laut NRW-Verbraucherschutzministerium dürfen keine spanischen Gurken mehr in den Handel. Verbraucher sind verunsichert und boykottieren gleich jegliches Grünzeug.

Der Amtsarz
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Nachdem der Ehec-Erreger gestern das zwölfte Todesopfer in Deutschland forderte, gehen die Städte auf Nummer sicher. „Wir haben vorsorglich allen Kitas, Schulkantinen und Pflegeheimen empfohlen, auf Salat und Gurken zu verzichten“, sagt Amtsarzt Dr. Dieter Weber. Ohnehin gibt die Stadt neben den Kontrollen bei den Großhändlern auch die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts weiter. „Gemüse sollte gewaschen oder erhitzt, die Hygiene eingehalten werden.“ Denn: „Im Moment haben wir eine dünne Datenbasis, die Infektionskette ist noch nicht gekappt.“

Die Händlerin
„Wir haben bis zu 90 Prozent Umsatzeinbuße“, sagt Obst- und Gemüsehändlerin Angelika Scheidtsteger. „Eine absolute Katastrophe“, meint die Händlerin. „Wenn die Lage noch einige Wochen so bleibt, geht es für viele Händler an die Existenz.“

Verbraucher sind verunsichert. Das spiegele sich in ihrem Kaufverhalten wider. „Aufgrund der ungenauen Angaben weiß keiner mehr, was er essen soll“, sagt Angelika Scheidtsteger, die auf dem Wochenmarkt an der Schloßstraße ihre Ware anbietet. „Die letzte Fuhre Gemüse musste ich fast komplett wegwerfen.“ Dabei fischen Verbraucher nicht Salat und Gurken aus dem Essen. Auch das Obst will Kunden mittlerweile nicht mehr so gut schmecken. Denn: 70 Prozent der Ware muss in südlichen Ländern eingekauft werden: Nektarinen, Kirschen, Aprikosen. „Da fehlt das Vertrauen.“

Dabei sei der Gemüsehandel ein Saisongeschäft, den Großteil beziehe sie von deutschen Bauern aus der Region. „Viele Kunden wollen nicht mal mehr probieren.“

Sauer ist Angelika Scheidtsteger vor allem auf die Aussagen und Warnungen der offiziellen Stellen. So rät das NRW-Verbraucherschutzministerium nun ganz vom Rohkost-Verzehr ab. „Das ist Panikmache“, findet die Händlerin.

Die Verbraucherzentrale
Panik möchte die Verbraucherzentrale vermeiden, rät aber auf den Verzehr von Salat und Gurken zu verzichten. „Auch wir geben die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts weiter“, sagt Karin Bordin von der Mülheimer Verbraucherzentrale. Da die Sorgen der Menschen groß sind, hat die Verbraucherzentrale NRW eine Hotline eingerichtet, bei der Ernährungsexperten Tipps und Informationen geben. „Zudem weisen wir auf Hygieneregeln hin.“


Die Tafel
Bei der Mülheimer Tafel hat man Gurken und Salate gleich ganz von der Speisekarte gestrichen. „Das ist uns zu riskant“, sagt Betriebsleiter Michael Farrenberg. Anderes Gemüse, wie Paprika, Karotten oder Frühlingszwiebeln bleiben weiterhin im Angebot – eben alles, was man kochen kann. „Wir weisen aber bei jedem Verkauf darauf hin, alles gründlich zu waschen bzw. zu erhitzen.“

Das Restaurant
Im Franky’s Wasserbahnof stehen Salate zwar noch auf der Speisekarte, werden aber kaum noch gegessen. „Die Bestellungen gehen gegen null“, sagt Geschäftsführerin Sandra Volkmann. An sonnigen Tagen seien Salate ein beliebter Snack – seit Ehec ist das anders. „Die Leute sind sehr vorsichtig und bestellen lieber Alternativen.“ Statt Salat gibt’s den Antipasti-Teller. „Außerdem haben wir unser Personal geschult, so dass die jedem Gast erklären können, woher wir unser Gemüse beziehen – aus Deutschland, Holland und Belgien.“

Händlerin Angelika Scheidtsteger bleibt nur darauf zu warten – dass der Erreger bald im Keim erstickt. Und mit ihm der Gemüse-Verzicht. „Nach dieser ‘Durststrecke’ sind die Leute hoffentlich wieder ganz verrückt nach Salat.“