Mülheim. Zum Zehnjährigen stieg das Gothic-Festival Castle Rock erstmals an zwei Tagen. Trotz der heftigen Gewitter feierten auch am Freitagabend mehr als tausend Fans. Der Samstag war ausverkauft. Mit Videos.

Ein bisschen Dunkelheit kann einen Castle Rocker nicht erschrecken. „Hier ist doch sowieso alles schwarz“, kommentiert ein Besucher die schwarz-grünen Wolken, die sich am Himmel zusammenrotten und es Freitagabend um sechs finster werden lassen. Der Sänger der „Metallspürhunde“ schaut unsicher nach oben und auf die Leute vor ihm, die sich trotz Windboen und zuckender Blitze nicht vom Fleck bewegen. Dann reckt er den Arm. „Wir sind alle harte Säue!“, ruft er begeistert. Wie als Antwort grollt der Donner prompt gewaltig.

Düster ist ein Lebensstil






Rund 1000 Fans der düsterromantischen Musik sind an diesem Abend in den Schlosshof gekommen. Und sie beweisen auch diesmal wieder: „Goth“ ist (Lebens-)Stil. Diesmal ist das stylische schwarze Bild allerdings gestört, denn einige haben sich schon wetterfest gemacht. Regenjacken, Plastik-Tüten und Plastikcapes verhüllen die schicken Outfits. Denn die Wolken verheißen nichts Gutes – und dann, plötzlich, fallen die ersten Tropfen. Eine kurze Vorwarnung ist es nur, denn schnell schüttet es wie aus Eimern, während es blitzt und donnert. Die Menschen rennen zum nächsten Unterstand, knubbeln sich an Bierwagen, drängen sich unter Ständen zusammen. Castle Rock wird zu Kuschelrock.

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Doch das Gewitter ist genau über dem Schloss, nur die ganz Harten geben ihre Plätze in der ersten Reihe nicht auf. Die Veranstalter entscheiden sich, zu „evakuieren“, wie Michael Bohnes vom Orga-Team der Stadt es nennt. Bühne und Bierwagen haben da schon keinen Strom mehr und alle müssen raus aus dem Regen, rein ins Schloss. Wer bis dahin noch halbwegs trocken war, ist spätestens bei der Hofüberquerung klatschnass. Doch die Castle Rocker nehmen's locker, wringen die T-Shirts aus und harren in den immer heißer und feuchter werdenden Tecklenburger Kammern aus. Eine Stunde dauert die Unterbrechung, dann spielt die Musik weiter und die Bands spielen das Unwetter wieder weg. „Van Canto“ heizen den Leuten ein, und „Gothminister“ geben mit großer Geste alles.

„Ein Erlebnis“ nennt es Michael Bohnes hinterher: „Das hat die Leute zusammengeweißt.“ Das können Claudia Kämpken und Christian Holbach bestätigen: „Total nass, aber total geil“ lautet ihr Urteil.

Samstag ausverkauft






Total warm und total ausverkauft hingegen beschreibt den Castle-Rock-Samstag. Die Wolken, die sich diesmal am blauen Himmel zeigen, sind harmlos, sorgen höchstens für Schatten – doch der ist an diesem zweiten Festivaltag durchaus willkommen. Denn auch bei Temperaturen jenseits der 27 Grad, verzichten viele Besucher nicht auf Leder, PVC, Strumpfhosen und dickes Make-up. Viele Frauen im Korsett, viele Männer im Rock, viel nackte Haut und nur schwarz sieht man da. Doch auch viele Kinder mit Ohrenstöpseln sind vertreten, kommen doch auch alle Jahre wieder reichlich Familien zum Schloss.

Ringsum an den alten Burgmauern sind Stände aufgebaut. Silberschmuck wird reichlich angeboten, CDs und standesgemäße Kleidung. Doch die meisten suchen sich einen guten Blick auf die Bühne, die Leute sind wegen der Musik gekommen. Sieben Bands bringen Samstag die Festivalgänger kräftig in Bewegung. Da wird mitgeklatscht, vielfach mitgesungen, werden Zeige- und kleiner Finger zum universellen Rockergruß gereckt.

Nachmittags spielten neben Do Not Dream auch Beloved Enemy und Mono Inc - siehe die Videos. Der Abend gehörte Epica, Eisbrecher, Lacrimas Profundere und den Apokalyptischen Reitern.

„Wegen Epica“, der vorletzten Band des Abends, ist Janina Euler gekommen. Auch sie ist Freitag richtig nass geworden und durchgeweicht nach Hause gegangen.Hauptact des Festivals waren die „Apokalyptischen Reiter“. Auf die freuten sich auch Marc Schmidt und Marion Pesch. Die Bochumerin war für das Castle Rock sogar „Bochum Total" untreu geworden. Eine Entscheidung, die sie nicht bereut: „Castle Rock ist ein süßes, kleines Festival. Und wenn man durchs Schlosstor geht, sieht man nur schwarz – das ist schon sympathisch.“