Mülheim. . Der Leiter des Ausbildungszentrums der Innung für Sanitär und Heizung in Krefeld kommt oft zu spät. Schuld seien die ständigen Verspätungen beim Regionalexpress 11. Doch laut Bahn liege dessen Pünktlichkeit bei 88 Prozent - sie sieht kein Problem.

7.30 Uhr beginnt sein Unterricht als Leiter des Ausbildungszentrums der Innung für Sanitär und Heizung in Krefeld. Um 6.52 Uhr geht sein Regionalexpress 11 vom Mülheimer Hauptbahnhof auf die Strecke. Laut Fahrplan. Udo Schulte (60) ist stocksauer auf die Deutsche Bahn: Ständig komme der Zug zu spät, einige Male schon sei er komplett ausgefallen. Peinlich sei das für ihn, zu spät zum Unterricht zu kommen – schließlich bekämen die Schüler Ärger für eine ebensolche Verfehlung. Die Bahn AG sieht sich hingegen im Pünktlichkeitssoll.

Erst am Dienstag wieder musste sich Udo Schulte ärgern. Fünf Minuten, so die Anzeige, soll sein RE 11 im Verzug sein. 13 Minuten später ist er noch nicht da. Schulte steigt in die S-Bahn nach Duisburg, um dort am Bahnhof „in einen Bummelzug nach Krefeld“ umzusteigen. In Rheinhausen stoppt dieser, er muss den um 16 Minuten verspäteten Regionalexpress 11, Schultes eigentlichen Zug, durchlassen. Also umsteigen, ein paar Minuten verspätet zum Unterricht. Schon wieder!

Mindestens zwei Mal die Woche zu spät zur Arbeit

Am vergangenen Donnerstag seien es 30 Minuten Verspätung gewesen, am Mittwoch 15. „Mindestens zweimal die Woche komme ich zu spät zur Arbeit“, sagt Schulte. Soll er deshalb eine Stunde früher, schon um 5.52 Uhr, am Hauptbahnhof stehen, um es pünktlich zum Ausbildungszentrum zu schaffen? Kann die Bahn nicht einfach mal den Fahrplan halten? Ein bis zwei Mal innerhalb von 14 Tagen, so Schulte, verlasse er gar den Bahnsteig wieder, um zu Hause ins Auto zu steigen und nach Krefeld zu fahren. Nach einer schriftlichen Beschwerde Anfang des Jahres bei der Bahn habe es geheißen, dass sich an der Situation so schnell nichts ändern werde.

Die Bahn AG mag auf WAZ-Anfrage kein übermäßiges Problem beim Regionalexpress erkennen. Ein Sprecher präsentierte Verspätungs- und Ausfallzahlen für 32 Tage des besagten RE 11 vom 1. April bis zum 13. Mai. Ergebnis: 23 Mal eine Verspätung von lediglich einer bis vier Minuten, sieben Mal zwischen zehn und 20 Minuten, am 28. April einmal 50 Minuten („verspätete Bereitstellung wegen Lok-Schadens“) und ein Komplettausfall wegen technischer Störung am Zug am 29. April.

Bahn findet Pünktlichkeit ausreichend

„Die Pünktlichkeit des RE 11 liegt in diesem Jahr bis heute bei durchschnittlich 88 %“, stellt ein Bahnsprecher fest. Die Ausfallquote betrage im Schnitt 0,4 %. „Für 88 % bekommt man sicher keine Medaille“, so der Bahnsprecher, „aber es ist auch kein Negativausreißer gemessen an dem, was wir sonst an Verspätungen haben.“

Udo Schulte stellen die Aussagen nicht zufrieden. Die bei der Bahn lügen doch, dass sich die Balken biegen“, schimpft der 60-jährige Ausbildungsleiter. Er will jetzt ein Notizbuch einstecken, um in ihm ab sofort jeden Morgen die Verspätungen festzuhalten.