Alzheimer ist für Margret Illigens eine echte Herzensangelegenheit. Seit vielen Jahren engagiert sie sich in der Mülheimer Selbsthilfegruppe Alzheimererkrankungen, zudem arbeitet sie im Vorstand der Anfang 2010 gegründeten Mülheimer Alzheimer Gesellschaft mit. Für ihren Einsatz erhält sie am kommenden Freitag den mit 4000 Euro dotierten Förderpreis im Rahmen der Vergabe des Ehrentitels „Bürger des Ruhrgebiets 2011“. Die Auszeichnung ist für die so Geehrte aber vor allem eine Möglichkeit, das Thema „Alzheimer“ weiter in die Öffentlichkeit zu tragen.

Über Alzheimer, findet Margret Illigens, kann man gar nicht genug reden. Denn nur durch das Gespräch und Aufklärung, überwinde man Tabus und könne ein neues gesellschaftliches Bewusstsein schaffen. Eben das ist ihr Ziel. „Ich möchte erreichen, dass der Umgang mit Alzheimerkranken selbstverständlich wird und wertschätzend“, sagt sie und weiß, wovon sie spricht.

Ihr Ehemann war gerade 54 Jahre alt, als er erkrankte, als er seinen Beruf aufgeben musste, als ihn „eine tiefe Depression“ erfasste. Dabei ließ die Diagnose Alzheimer auf sich warten. Als die Ärzte sie schließlich stellten, war das für Margret Illigens so, als habe man ihr „einen Eimer Wasser über den Kopf gegossen“. Doch während ihr Mann die Krankheit verdrängte, war es ihr wichtig, sich schlau zu machen und zu erfahren: „Was bedeutet das eigentlich? Was kann auf mich zukommen?“

Die Antworten erhielt sie in der Alzheimer-Selbsthilfegruppe. „Ich wurde toll aufgenommen, konnte jede blöde Frage stellen.“ Was sie etwa tun soll, wenn ihr Mann eingeseift in der Dusche steht, er aber plötzlich Angst vorm Wasser hat, war so eine Frage, die ihr beantwortet wurde. In der Gruppe traf sie auf Menschen, die Ähnliches oder Gleiches erfahren hatten.

Diese geteilte Erfahrung ist für sie die Stärke der Selbsthilfegruppe. Deshalb blieb die heute 70-Jährige auch nach dem Tod ihres Ehemanns in der Gruppe aktiv: „Ich habe so viel Hilfe bekommen und wollte etwas zurückgeben. Ich sehe das auch als soziale Verpflichtung.“

Angehörigenarbeit sei das, sagen sie und Gerd Weinfurth, der sich seit 20 Jahren in der Gruppe engagiert. „Ich weiß aus eigener Erfahrung: Wenn man 24 Stunden mit einem Alzheimerkranken umgeht, fühlt man sich überfordert.“ Weil man für zwei arbeiten und für zwei denken müsse.

Was das bedeute, könnten Menschen, die es nicht selbst erlebt haben, oft nur schwer nachvollziehen. Das möchte die Alzheimer Gesellschaft ändern. Vertreter der Krankenhäuser, von Pflegediensten, Angehörige und sozialen Einrichtungen haben sich darin zusammengeschlossen, mit dem Ziel, über die Krankheit aufzuklären. Schulungen in einem Supermarkt fanden beispielsweise bereits statt, bald sollen auch Mitarbeiter einer Dümptener Sparkassenfiliale sensibilisiert werden. Wenn ein älterer Mensch jeden Tag 1000 Euro abheben möchte, kann etwas im Argen liegen. „Wir machen uns viele Gedanken darüber, wie wir in der Gesellschaft etwas verändern können.“

Auch das sei letztlich Angehörigenarbeit und ein wichtiger Schritt zu Margret Illigens größten Wunsch: „Dass die Menschen erkennen, dass Alzheimerkranke genauso viel Wert sind, wie jedes anderes Mitglied der Gesellschaft.“