Mülheim/Oberhausen.. Ein Gutachten sollte Kooperationspotenziale der Volkshochschulen Mülheim und Oberhausen bewerten. Das Ergebnis ließ so lange auf sich warten, dass es durch die Entwicklungen überholt wurde. Nun steht dennoch eine Vereinbarung zur Annäherung an.
Eine Fusion soll es nicht so schnell geben, doch sollen sich die Volkshochschulen von Oberhausen und Mülheim mit dem Fernziel einer Verschmelzung künftig weiter annähern. Eine entsprechende öffentlich-rechtliche Vereinbarung wollen die Kulturdezernenten beider Städte am Mittwoch treffen.
Lange war es merkwürdig still um das Thema verstärkte interkommunale Kooperation im Bereich der VHS. Dabei hatte Mülheims Kulturdezernent Peter Vermeulen schon im Februar 2010 auf WAZ-Nachfrage bestätigt, dass die Möglichkeiten verstärkter Kooperation in einem Gutachten geprüft werde, was noch im gleichen Monat vorliegen sollte. Doch das Gutachten kam weiter nicht auf die politische Agenda.
Als die WAZ im Oktober des Vorjahres das mittlerweile vorliegende Gutachten verlangte, schottete Vermeulen ab. Erst müsse sich die Fachverwaltung eine Meinung zu den Aussagen bilden, schließlich müsse das Gutachten erst der Politik übermittelt werden. Erst dann seien die Medien zugriffsberechtigt. Ende März verkündete die Pressestelle der Stadt dann auf erneute WAZ-Anfrage, nach Aussage des Kulturdezernenten seien „die Ergebnisse und Erkenntnisse des Gutachtens durch das Betriebssicherungskonzept eingeholt“.
Gutachten hat "intern zu nutzenden Erkenntnisgewinn"
Ein neuer Fall kostspieliger Gutachteritis mit dem Ergebnis: für die Katz? Nein, sagte Kulturdezernent Vermeulen jüngst, so sei es nun auch nicht. Es gebe schon einen intern zu nutzenden Erkenntnisgewinn.
Hintergrund der Bestrebungen ist ein politischer Auftrag zur Prüfung interkommunaler Kooperationen, auch bei der VHS, die schon inhaltlich und beim Einsatz von Referenten mit Duisburg, Essen und Oberhausen zusammenarbeitet. Mülheim klinkte sich in besagtes VHS-Gutachten der Stadt Oberhausen ein und platzierte dort die Zusatzfrage nach Kooperationsperspektiven. Was Mülheim die Gutachterarbeit gekostet hat, sagt Vermeulen nicht. Die Gutachterin habe ferner mit Verweis auf den Urheberschutz untersagt, das Papier zu veröffentlichen.
Vermeulen bedauert, dass das Gutachter-Ergebnis lange auf sich warten gelassen habe. So sei es von den Entwicklungen in Mülheim eingeholt. Schließlich hätten die Etatberatungen im Oktober 2010 jenes Betriebssicherungskonzept für die Kultur hervorgebracht, das der VHS bereits einen Sanierungsbeitrag von 300.000 Euro abverlange. So ein Potenzial habe das Gutachten nicht aufgezeigt.
Drei Szenarien untersucht
Der WAZ erläuterte Vermeulen die in seiner Schublade verstauten Gutachter-Ergebnisse nun doch. Aufgrund der bestehenden Zusammenarbeit beim Programm und dem übergreifend organisierten Einsatz von Referenten sei es neben der gemeinschaftlichen Raumnutzung im Kern um die Frage gegangen, wie Einspareffekte in der Verwaltung und im Marketing zu erzielen seien. Drei Szenarien seien untersucht worden: a) eine nur inhaltliche Verzahnung, b) eine öffentlich-rechtliche Vereinbarung zur Kooperation und c) eine Fusion der Volkshochschulen in einer eigenen Rechtsform, bei entsprechendem Verlust von Einflussmöglichkeiten der Städte.
Als Problem habe sich erwiesen, dass die beiden Volkshochschulen „sich in ihrer Organisation sehr deutlich unterscheiden“, so Kulturbetriebsleiter Dirk Schneider. „Ein Zusammenwachsen kann daher nur ein Prozess sein“, so Vermeulen. Es gehe jetzt darum, die Systeme „nach und nach zu harmonisieren“. Dieses Ziel wollen Mülheims und Oberhausens Kulturdezernent heute in einer öffentlich-rechtlichen Vereinbarung fixieren. Eine Einbindung der Politik sei da nicht zwingend.