Die Banken stehen einmal mehr in der Kritik. Jörg Enaux, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse, sprach mit WAZ-Mitarbeiterin Andrea Hoymann über hohe Kreditzinsen trotz Leitzinssenkung.
WAZ: Wieso werden die Zinssenkungen nicht an die Verbraucher weitergegeben?
Enaux: Das ist ein sehr differenziertes Problem. Die hohen Zinsen gibt es bei uns nur beim Dispositionskredit. Bei einer Bilanzsumme von 2, 5 Milliarden liegt das Kreditvolumen in Mülheim bei 1, 8 Millarden Euro. Davon sind gerade einmal 20 Millionen Euro Dispokredite. Der größte Anteil der Kredite wird als Baufinanzierung vergeben und da sind die Zinsen niedrig. Ist eine private Baufinanzierung auf fünf Jahre festgelegt, liegen die Zinsen derzeit bei 3, 5 %.
Wieso werden die Dispokredit-Zinsen nicht gesenkt?
Mit dem Dispokredit stellen wir den Kunden einen Rahmen zur Verfügung, der in Anspruch genommen werden kann, aber nicht muss. Wir wissen also nicht, ob und wann der Kunde davon Gebrauch macht. Anders als beim Abschluss einer Baufinanzierung kann deshalb auch kein Zusicherungsgeschäft gemacht werden.
Wie wird entschieden, wann Kreditzinsen erhöht oder gesenkt werden?
Wir vom Vorstand entscheiden, welche Zinsen wir in welcher Höhe an unsere Kunden weitergeben können. Allerdings muss man gerade in der momentanen Diskussion dazu sagen, dass sich die Sparkasse nicht über die Europäische Zentralbank finanziert. Wir refinanzieren uns aus den Einlagen, die uns die Kunden bringen. Alles was wir an Kreditrahmen gewähren, muss von uns bevorratet werden.
Werden in unsicheren Zeiten noch Kredite gewährt?
Von der derzeit viel diskutierten Kreditklemme kann in unserem Haus keine Rede sein. Ganz im Gegenteil: Im vierten Quartal 2008 haben wir in diesem Bereich einen Zuwachs zu verzeichnen. Bei den ersten zwei Quartalen 2009 liegt die Zahl der Kreditvergaben sogar in Rekordhöhe.