Mülheim. . Maximilan Plinius und Sven Schmidt sind die letzten Zivildienstleistenden beim Diakonischen Werk in Mülheim. Dort absolvierten die jungen Männer ihren Dienst bei der Therapeutischen Wohngemeinschaft. Sven Schmidt wirbt für den sozialen Einsaz.

Sie gehörten zu den letzten, die eine Wahl hatten – oder vielmehr, zu den letzten, die wählen mussten: Bund oder Zivi. Maximilian Plinius und Sven Schmidt beendeten nun ihren Zivildienst bei der Therapeutischen Wohngemeinschaft (TWG) des Diakonischen Werkes.

Für die zwei Mülheimer stand immer fest: Sie wollen verweigern. Die bessere Alternative war es für sie persönlich. „Ich habe mir gedacht, dass ich beim Zivi für mein Leben mehr mitnehme.“ Erfahrungen meint Maximilian Plinius damit, Einblicke in eine fremde (Lebens-)Welt. Als Bereicherung beschreibt er die gemachten Erfahrungen dann auch rückblickend.

Maximilian Plinius war neun Monate lang in der Therapeutischen Wohngemeinschaft, Sven Schmidt absolvierte dort den verkürzten, sechsmonatigen Dienst. In der TWG wohnen Männer, die in der Regel nach der Verbüßung langer Haftstrafen in der Einrichtung zwölf bis 18 Monate sozial-therapeutisch betreut werden. „Besondere Lebensverhältnisse mit sozialen Schwierigkeiten“ beschreiben die Therapeuten die Situation ihrer Klienten und meinen fehlende soziale Bindungen, einen schlechten seelischen und körperlichen Zustand und meist eine Suchterkrankung. Kein leichtes Umfeld also für die zwei 20-Jährigen. Sven gibt dann auch zu, dass er in den „ersten zwei Wochen eher zurückhaltend“ war. Maximilian hingegen hat „da nicht so drüber nachgedacht. Ich bin unvoreingenommen an die Leute rangegangen.“

"Der Zivi hat mir viel gebracht"

In den Alltag in der TWG waren sie eingebunden; alles vom Telefondienst bis zum Ausflug ins Phantasialand gehörte dazu. Nur der therapeutische Bereich blieb ihnen verschlossen, die Privatsphäre der Klienten wurde gewahrt. „Aber es gab Klienten, die haben uns von ihrer Situation erzählt, weil sie das wollten“, sagt Sven Schmidt. Viel gelernt haben sie dabei: Dass der Entzug nur der erste Schritt eines langen Prozesses ist, zum Beispiel. Und, sagt Maximilian: „Ich wusste nicht, wie viel Leid ein Mensch aushalten kann.“

Ihr Zivildienst ist für die beiden nun beendet – und inzwischen wurde er von der Bundesregierung ganz abgeschafft. Was bleibt ist das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ). Sven Schmidt wirbt für den sozialen Einsatz. Er beginnt bald sein BWL-Studium, sieht seine Zukunft abseits der sozialen Arbeit: „Aber ich hatte die Möglichkeit, in diesen Bereich zu schauen.“ Das Gesehene wird er nicht vergessen. Maximilian Plinius hat sich für Jura entschieden; er wirbt für das FSJ mit dem Blick des zukünftigen Studenten: „Es ist eine gute Art, Wartesemester zu überbrücken.“ Bei dieser Aussage denkt er rein praktisch. Rein menschlich, mit dem in der TWG Erlebten im Kopf, muss er aber sagen: „Der Zivi hat mir viel gebracht. Und etwas Uneigennütziges zu tun, kann keinem schaden.“