Mülheim. . Yvonne Klein aus Mülheim ist Hotelfachfrau und hat seit 2009 auf dem Fünf-Sterne-Expeditions-Kreuzfahrtschiff MS Hanseatic der Hapag Lloyd angeheuert. Obwohl sie fünf Monate am Stück ohne einen freien Tag arbeitet, liebt sie ihren Beruf.

Arktis, Antarktis, Karibik, Südsee, Nord- und Südamerika…Yvonne Klein hat mit ihren 24 Jahren schon mehr von der Welt gesehen als die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben. Direkt nach ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau hat die Mülheimerin 2009 auf dem Fünf-Sterne-Expeditions-Kreuzfahrtschiff MS­ Hanseatic der Hapag-Lloyd angeheuert.

„Schiffe haben mich immer schon fasziniert. Ich hatte von Anfang an vor, auf einem Kreuzfahrtschiff zu arbeiten“, erzählt Yvonne Klein während ihres vierwöchigen Heimaturlaubs in Mülheim, den sie bei ihrer Familie in Winkhausen verbringt. Freundinnen treffen, ausgehen, ihr Lieblingsessen kochen und vor allem ausruhen von fünf Monaten Arbeit ohne einen freien Tag, dafür ist nun Zeit.

Nach vier Monaten gibt es Heimaturlaub

Am 18. März ist Yvonne Klein nach Lima geflogen, vier Monate später wird sie wieder für einige Wochen nach Hause kommen. Vor ihr liegen eine Tour von Peru aus entlang der südamerikanischen Küste über Ecuador, Panama, Kolumbien, Venezuela, Tobago und Grenada nach Brasilien, darauf folgt eine fünfwöchige Flusskreuzfahrt auf dem Amazonas, die Reise über den Atlantik nach Teneriffa und von den Kanaren aus geht es über Marokko die europäische Küste nordwärts bis nach Hamburg. Weiter geht es durch die Ostsee bis St. Petersburg und zurück durch die norwegischen Fjorde.

„Das Herumkommen ist das Schönste. Das Personal muss nicht immer an Bord bleiben, wie viele denken. Wenn das Schiff im Hafen liegt, kann ich nachmittags an Land gehen.“ Yvonne Klein arbeitet als Kabinenstewardess von sieben bis 13 und von 18.30 bis 21 Uhr, plus Sonderdienste. „Jeden Tag um sechs Uhr aufstehen und fünf Monate durcharbeiten ohne Wochenende, das ist anstrengend. Ohne Durchhaltevermögen und Leistungsbereitschaft geht das nicht“, betont die 24jährige. Vor allem, wenn alle Kabinen für die maximal 184 Passagiere ausgebucht sind, sei die tägliche Putzerei Knochenarbeit. „Fast alle Passagiere wollen ihre Kabine am liebsten nach dem Frühstück gereinigt haben, das ist stressig.“ Und Putzen bei hohem Seegang sei auch nicht eben lustig, besonders wenn die Passagiere vom „sea sick service“ Gebrauch machen müssten. Bademäntel und Mahlzeiten auf die Kabinen bringen, das Email-Programm erklären, Liegen auf dem Sonnendeck gerade rücken, Sauna und Fitness-Raum kontrollieren, all das gehört zu ihren Aufgaben. „Bei den längeren Fahrten lerne ich die Passagiere besser kennen und der Umgang ist meistens recht vertraut. Wir haben sogar Stammgäste, die mehrere Monate auf der Hanseatic verbringen.“ Die sportliche junge Frau bewundert abenteuerlustige Senioren zwischen 70 und 80, die keine Fahrt mit dem Schlauchboot auslassen und auch Windstärke 10 gelassen überstehen.

125 Mitarbeiter halten eng zusammen

Der Zusammenhalt der 125 Mitarbeiter sei eng. „Ich kenne jeden und wir sind wirklich eine große Familie. Man hat seine Freunde immer dabei.“ Eine winzige Kabine unter Deck – immerhin mit Bullauge - zu zweit zu bewohnen, findet sie nicht schlimm. „Da sind wir fast nur zum Schlafen drin.“ Heimweh hatte Yvonne Klein noch nie, und dazu trägt nicht unwesentlich der Butler bei. Seit 17 Monaten sind sie und Claudius Kustan, 29, ein Paar. Der Hotelfachmann aus Mainz reist schon seit acht Jahren mit der MS Hanseatic um die Welt, packt Koffer aus, lässt Abendgarderobe bügeln und serviert in der Kabine Kaviar. Nun kümmern sich die beiden auf dem oberen, teuersten Deck gemeinsam um die anspruchsvolle Kundschaft. „Wir wollen das noch eine Zeit lang weiter machen, vielleicht bald auf einem größeren Schiff.“

Am beeindruckendsten auf unserem blauen Planeten fand die junge Weltreisende den Anblick der Eisberge und Pinguine auf ihrer ersten Fahrt durch die Antarktis. Sie hat inzwischen ihren Zodiac-Führerschein gemacht und setzt die Passagiere mal vor ­Pinguinkolonien, mal an idyllischen Stränden ab.

Respekt flößen Yvonne Klein die monatlichen Rettungsübungen ein. „Ich muss Passagiere evakuieren und stelle mir lieber nicht den Ernstfall vor.“

Wenn die Reisenden nach Eisbären oder tropischen Fischen forschen, dann hat Yvonne Klein einen Moment lang Ruhe und genießt ein neues Fleckchen Erde.