Till Fellner gastierte im Rahmen der "Hommage à Alfred Brendel" mit einem reinen Beethoven-Programm.
Mit Zugaben, da haben die Besucher der „Hommage à Alfred Brendel” beim Klavier-Festival bisher schlechte Karten: Herbert Schuch hatte gute Gründe, nach den Auflösungsprozessen der letzten Beethoven-Sonate die Musik schweigen zu lassen, Till Fellner hatte nachvollziehbare Motive, nach den pianistischen Qualen der Hammerklaviersonate auf stur zu schalten. In beiden Fällen war alles gesagt.
Brendel erlebte in der Stadthalle auch beim zweiten Ex-Schüler Kontraste, und das, obwohl Fellner ausschließlich Beethoven spielte. Die Gegenüberstellung der drei Sonaten op. 10 (1796/98) und der späten Hammerklaviersonate (1817/18) ließ Welten aufeinanderprallen.
Beide Schaffensphasen eint der unerbittliche Gestaltungswille, aber was in den Frühwerken geradezu charmant daherkommt, schlägt im Spätwerk um in Schroffheit. Genau diese Charakteristika hat Fellner schonungslos entwickelt.
Da, wo der junge Beethoven seiner Zeit noch weiter voraus ist als eh schon: im abgründigen d-Moll-Adagio der Sonate op.10,3, wo sich der Spätstil bereits andeutet, traf Fellner den besonderen Ton, dass es unter die Haut ging. Ansonsten hatte er bei den frühen Sonaten die Durchdringung von Pathos und Humor, Lyrik und Drive im Blick, spielte faszinierend virtuos, namentlich in den Finalsätzen.
In der Hammerklaviersonate war das, was Afanassiev als „Beutezüge in die Zukunft” bezeichnet, mit Händen zu greifen, auch wenn es Fellner letztlich weniger um Extravaganzen ging als um Geschlossenheit. Die Ecksätze, die irrwitzige Schlussfuge zumal, gerieten packend dramatisch, das tiefgründige Adagio wurde zum bewegenden Zentrum.