Rund 150 Teilnehmer fuhren beim Treffen am Naturfreundehaus mit ihren Maschinen vor.

Damit keine Missverständnisse entstehen, sagt Matthias Hund es gleich: „Mit Vernunft hat das natürlich nichts zu tun. Nur mit Spaß.” Denn vernünftig war es nicht, mit seiner Hercules M5 vom Kreis Südliches Weinstein nach Mülheim zu fahren. Über 750 Kilometer in drei Tagen brachte er hinter sich – auf dem Mofa mit einer Spitzengeschwindigkeit von etwa 30 Stundenkilometern. Noch unvernünftiger könnte man gar Harald Bunge und Raimond Wein nennen – der Herner und der Essener holten ihren Kollegen daheim ab. Da muss man Spaß dran haben. Und das hatten die rund 150 Mitglieder der Hercules Interessengemeinschaft, die sich am Naturfreundehaus trafen.

Wie das so ist, wenn man leidenschaftliche Experten trifft, gibt es zunächst viele Fakten. Matthias Hund wischt sich die ölverschmierten Finger ab und rattert sie hinunter: Sein „erstes Fahrzeug” ist die Hercules M5, Baujahr 1975, 270 000 Kilometer gelaufen. Sie gehörte zu den ersten 1000, die in dieser Serie produziert wurden und war das Mofa seiner Wahl, weil seine Schule am Berg lag und sie besser zog als andere. Fahrbare Erinnerung ist sein Moped für Hund wie auch für die rund 150 Männer und zwei Frauen, die sich um die auf dem Bolzplatz des Naturfreundehaus aufreihten Maschinen scharen. „Damit holt man sich die Jugend zurück”, sagt Harald Bunge. Und Heiner Brinkmann, Vorstandsmitglied der Hercules IG, fügt hinzu: „Sitzt man auf seiner Maschine, ist man im Kopf wieder 15.”

Im Karree sind die Maschinen aufgestellt. Die Teilnehmer haben sie mitgebracht. Aus ganz Deutschland sind sie gekommen, um zu fachsimpeln und gemeinsam eine Runde durchs Ruhrtal zu drehen. „Jedes Jahr finden die Treffen in einem anderen Teil Deutschlands statt”, sagt Gastgeber Andreas Bunte, der Leiter des Stammtischs Rhein-Ruhr. „So sieht man verschiedene Regionen.” Und verschiedene Maschinen. Bunte lädt zum kurzem Rundgang, zeigt „die weiße Ultra”, „ein Originalfahrzeug aus dem Herculescup von 1982”. Sie steht neben der „Hercules Wankel” aus den 70ern. Die älteste Hercules aus dem Jahr 1929 steht neben einem Postmotorrad aus den 60er Jahren und zu allen gibt es eine Geschichte. Wie die von der Hercules-Bundeswehrmaschine, über die ein Panzer gerollt ist, „und der Motor lief noch”.

Diese Geschichten und vor allem die Geschichte des Nürnberger Unternehmens will die IG bewahren. Als der Zweiradbauer nach der Pleite übernommen wurde, konnte der Verein das Firmenarchiv übernehmen. Drei Lkw voller Papier von der Gründungsurkunde bis zu Zeichnungen und Produktionsbüchern besitzen sie nun. Brinkmann: „Kommerziell lässt sich der Wert schwer berechnen, aber ideell ist er unschätzbar.”