Drei gestandene Einzelhändler und ein in der Mitgliederakquise erfahrener Banker übernehmen das Ruder der fast schon dem Untergang geweihten Werbegemeinschaft Innenstadt (WGI).

Am Mittwoch wählten 20 der lediglich 32 WGI-Mitglieder nach dem Abschied von Alt-Vorstand Markus Elmendorf im Oktober 2010 doch noch einen neuen Vorstand. Neuer Vorsitzender ist Hermann-Josef Pogge (51), Inhaber von Pogge Home Decor am Kohlenkamp, dessen Eltern betrieben schon 1949 Einzelhandel in der City. Pogges Stellvertreter sind Frank Prümer (43) vom gleichnamigen, seit 1970 existierenden Modegeschäft am Löhberg sowie Nachbar Jürgen Bosch (64), mit Damenmoden Jürgens immerhin 23 Jahre am Ort. Vierter im Bunde ist Kassierer Bernd Hermes (53). Der Filialleiter der Sparkassen-Hauptstelle ist Gründer der Interessengemeinschaft „Ingo“ für Holthausen, Menden und Raadt, die heute rund 250 Mitglieder zählt – und damit fast achtmal so groß ist wie die WGI. Ausrufezeichen!

Hier will der neue Vorstand anfangen: Neue Mitglieder sollen, ja müssen gewonnen werden, soll die WGI künftig mehr bewegen. Ingo-Mann Hermes sieht seine Stärke hierin, will über seine „vielen Kontakte Türen öffnen, die verschlossen sind“. Auch seine Vorstandskollegen wollen alsbald potenzielle Mitglieder unter den 270 Händlern, Dienstleistern und Eigentümern der City persönlich ansprechen. „Wir sind alles Einzelhändler mit großer Tradition“, sagt Prümer. „Wir glauben, dass es uns mit unserem Namen und Kopf gelingt, die Plattform zu erweitern.“ Als erstes hat die WGI ihre Mitgliedsbeiträge gestaffelt, um attraktiver zu sein für Einsteiger. Sie sollen für 50, 150 oder 300 Euro im Jahr dabei sein können – je nach dem, was sie sich leisten wollen und können.

Neu-Vorsitzender Pogge macht sich derweil nichts vor: „Wir treten ein schweres Erbe an, die Probleme der Innenstadt sind reichlich bekannt. Wir haben viele Baustellen. Jetzt sind wir darauf angewiesen, dass die verbliebenen Einzelhändler mitwirken.“ Verbesserungen wünscht sich Pogge beim Thema Sauberkeit – seitens der Stadt (Stichwort City-Hausmeister), aber auch durch Eigeninitiative der Händler. Auch glaubt er, dass mittlerweile viele Immobilienbesitzer erkannt haben, „dass was an ihren Häusern gemacht werden muss“ – man müsse aber anerkennen, wenn das Geld fürs Investment fehle. Die WGI pocht darauf, dass mit der neuen Gestaltungssatzung für die City tatsächlich deren Erscheinungsbild besser wird. Von Verwaltungsspitze und Politik wünscht sie sich „mehr Anteilnahme“, quasi eine Rückbesinnung auf die Bedeutung, die der Zukunft der Innenstadt im Wahlkampf 2009 zugemessen worden sei. Jüngste, teils resignierende Äußerungen aus der Politik ärgern Pogge. In seinen kommenden Sitzungen will der WGI-Vorstand am inhaltlichen Konzept feilen.

Ausdrücklich begrüßen Pogge und Co. das Engagement von Gudrun von der Linden als neue City-Managerin der MST. Mit ihrer Erfahrung im Mülheimer Handel sei sie eine Bereicherung.