Mülheim. .

Zuversicht, weil sie schon andere Krisen gemeistert haben, Zorn über die Verursacher der Misere: So stellt sich die Stimmung in der Engelbertus-Belegschaft dar.

Ortstermin bei engelbertus mobil an der Seilerstraße: Fünf Mitarbeiterinnen aus dem ambulanten Pflegedienst sitzen um den großen Tisch herum. Jeder liegt die Zukunft ihrer Arbeit am Herzen, doch keine möchte ihren Namen in der Zeitung sehen.

Anfang dieser Woche hätten sie offiziell erfahren, dass alle Sparten von Engelbertus insolvent seien. „Bereits vor zehn Tagen hatten wir neue Verträge unterschrieben“, berichtet eine Pflegefachkraft. Unbefristet, zu den selben Konditionen wie bisher. Damit sei man zufrieden. „Wir machen uns keine großen Sorgen“, erklärt eine, die seit zehn Jahren dabei ist. „Wir haben schon viele Hürden übersprungen, sind schon häufiger an der Pleite vorbeigeschrammt.“

Stolz ist herauszuhören, auf die eigene Leistung. Viel Kraft, Zeit, Kreativität habe man investiert, um das Vertrauen der alten Leute und ihrer Familien zu gewinnen, um die eigenen Arbeitsdplätze zu erhalten. Insgesamt 350 Personen werden von Engelbertus betreut bzw. beraten: Rund 250 leben in den Pflegeheimen, die anderen im betreuten Wohnen, wieder andere haben haushaltsnahe Dienstleistungen gebucht oder nutzen die Treffs für demente Menschen.

Die Mitarbeiterinnen sind nicht ohne Sorge: dass Krankenhäuser die Zusammenarbeit kündigen oder Kunden den Pflegedienst abbestellen könnten. Was sie beruhigt: Bislang sei dies in keinem einzigen Fall passiert. Wenngleich einige klärende Gespräche mit verunsicherten Patienten nötig waren, die nur die Überschrift „Insolvenz“ in der Zeitung registriert hatten.

Das ist die eine Seite, der Alltag. Die andere: ein Schuldengebirge von 20 Millionen, vermutlich mehr. „Wir hängen mit an der Dimbeck und müssen das mittragen.“ Hart und wütend klingt ihr Urteil über die im Herbst geschasste Führungsriege um Hans-Peter Tappert. „Die Leute, die das verbockt haben, müssen richtig bestraft werden“, sagt eine für alle hier im Raum.

Dramatische Schulden

Groß ist auch anderswo die Verärgerung: bei der Medl, die die Engelbertus-Häuser mit Energie beliefert. „Die Zahlungsrückstände sind dramatisch hoch“, so Medl-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann, „und sie steigen mit jeder Woche deutlich.“ Nach Angaben des vorläufigen Insolvenzverwalters Axel Schwentker stehen die Engelbertus Gesellschaften allein bei Energieleistungen „mit mindestens 100 000 Euro in der Kreide“. Er bietet an, die Verbrauchskosten ab Einleitung des Verfahrens sofort zu begleichen.

Unter anderem darüber wird mit der Medl-Spitze verhandelt. Bachmann erklärt, er habe nur durch Zufall von der Insolvenz erfahren und suche derzeit nach einem Ansprechpartner beim Bistum Essen. Dass die Senioreneinrichtungen kein Unternehmen wie andere sind, dem man ohne weiteres die Heizung abdrehen kann, ist Bachmann bewusst. „Wir haben natürlich auch eine soziale Verantwortung, werden aber alle juristischen Mittel prüfen.“