Auf dem Mühlenhof der Theodor-Fliedner-Werkstätten arbeiten in Selbeck direkt in Dorf-Nähe 130 Behinderte.
Aufladen, einsteigen, ankommen, anfangen – morgens gegen acht Uhr geht es richtig rund auf dem Mühlenhof. Dann beginnt auf der Betriebsstätte der Theodor-Fliedner-Werkstätten in Selbeck der Tag für die rund 20 Mitarbeiter und die 130 Beschäftigten, dann füllen sich die rundum liegenden Gebäude mit Leben. In deren Zentrum liegt der Mühlenhof-Hof.
Alle Wege führen über den Hof. Nach rechts geht es durch eine große Tür zur Verpackungs- und Montagsabteilung, geradeaus ist der Arbeitsplatz der Küchen- und der Reinigungsmannschaft, links lagern die Garten-Landschaftsbauer ihr Gerät und das Team der Wäscherei macht sich im Ur-Gebäude des Theodor-Fliedner-Dorfs an die Arbeit. Mit Wein ist dieses Steinhaus, Baujahr 1722, bewachsen. Einst war es ein Posthaus und bis 1984 das erste Wohnhaus, in das behinderte Menschen einzogen. „Das war früher der Speisesaal”, sagt Betriebsleiter Hermann Stollen und zeigt durch die Eingangstür. Heute ist es das Lager. Funktional gestaltet ist es innen. Von außen sieht es mit den kleinen Holzfenstern urig aus – und damit ganz anders als die restlichen Gebäude. Schick wirken die mit Glasfronten, bläulichen Metallstreben und halbrunden Dächern.
Sie alle fassen den Hof ein. Auf Holzbänken sitzen dort gerade Beschäftigte, trinken eine Tasse Kaffee, rauchen eine Zigarette, plaudern, lachen und genießen die Sonne. In allen Abteilungen des Mühlenhofs arbeiten sie, machen den Hof jetzt zum Freiluft-Pausenraum.
Doch er ist auch ein wichtiger Ort für die Gala – was in diesem Fall keine Festlichkeit in Abendgarderobe bedeutet, sondern den Einsatz mit schwerem Gerät in Grün. Gala ist die Abkürzung für „Gartenlandschaftsbau”. 60 behinderte Menschen arbeiten in dieser Abteilung. Mit grünen Transportern samt Anhängern fahren sie zu Kunden in der Region, jeweils im Team mit sechs bis acht Leuten, mähen Rasen, schneiden Hecken, harken Beete, sammeln schon mal Müll auf – kurz: „Sie bringen die Anlage komplett in Ordnung”, betont Frank Lemmer vom Sozialen Dienst des Mühlenhofs. Das dafür nötige Equipment wird auf dem Hof be- und entladen. „Die Arbeit als Gärtner wird entweder heiß geliebt oder kalt getrunken”, fasst es Hermann Stollen plakativ zusammen. Dennoch ist er stolz auf die Gala-Abteilung, zu der auch eine Reparatur-Werkstatt gehört und die für den Betriebsleiter „eins der beeindruckenden Dinge” ist. „Vieles von dem, was wir vor 25 Jahren glaubten, was Behinderte können oder nicht können, hat sich als falsch erwiesen. Auf dem Mühlenhof hat die Arbeit einen guten Verlauf genommen.” Drinnen wie draußen.