Klavier-Festival Ruhr: Alfred Brendel lädt zu drei „Lectures” in die Stadthalle. Konzerte mit Interpreten, die er prägte

Alfred Brendel Pianist in Mülheim
Alfred Brendel Pianist in Mülheim © Fremdbild

Es ist schon bitter für die Klavierfans, wenn ein Pianist vom Rang eines Alfred Brendel auf der Höhe seiner Kunst dem Konzertbetrieb Adieu sagt. Offenbar fällt auch ihm dieser Abschied nicht gar so leicht – den Kontakt zum Publikum sucht der Ausnahmeinterpret gottlob immer noch. Besonders schön, dass er das in der Mülheimer Stadthalle tut: in drei „Lectures” zu den Themen „Charakter in der Musik” (Do 2. Juli, 20 Uhr), „Licht- und Schattenseiten in der Interpretation” (Sa 4. Juli, 18 Uhr) und „Das umgekehrt Erhaben – über Humor in der Musik” (So 5. Juli, 17.30 Uhr). Brendel wird eine Menge zu sagen haben – und wenn er sich zwischendurch ans Klavier setzt, um das eine oder andere klanglich zu illustrieren, kann das nur ein Gewinn sein.

Dass Brendel einer der bedeutendsten Pianisten der Zeit ist, wissen alle. Dass er ein Essayist von messerscharfer Beobachtungsgabe ist, schon nicht mehr ganz so viele. Was wohl nur wenigen Musikfeunden vertraut sein dürfte, ist Brendel, der Lyriker von subtilem Humor. Und wenn er dem Humor in der Musik nachspürt, werden sicherlich auch Beethovens Diabelli-Variationen eine Rolle spielen, über die Brendel sagt: „Tatsächlich verändert Beethoven in diesem Werk die Variationstechnik selbst.(...) Diabellis Thema wird von Beethoven kommentiert, kritisiert, verbessert, parodiert, verlacht, ad absurdum geführt, missachtet, verzaubert, verklärt, beklagt, beweint, zerstampft und schließlich belächelt.” Zwar nur dreizehn Möglichkeiten für die „33 Veränderungen” des armen Diabelli-Walzers, aber welcher Kosmos da entwickelt ist, kann man ahnen.

Zeugnis großer Strahlkraft: Vier von Brendel geprägte Pianisten geben Konzerte. Paul Lewis (Mo 29. Juni, 20 Uhr) hat besagtes Spätwerk im Programm, dazu Schuberts Impromptus op. 142.

Till Fellner konfrontiert das Publikum mit einem anderen Spätwerk Beethovens, der „Hammerklaviersonate”. Viel Arbeit für Pianisten wie Hörer, zumal in der irrsinnigen Schlussfuge. Vorab spielt Fellner die frühen Sonaten op. 10 (Mi 1. Juli, 20 Uhr).

Tim Horton reist mit Brendels Sohn Adrian, dem Cellisten an. Sie interpretieren Bach, Zemlinsky, Höller und Beethoven – die große A-Dur-Sonate (Fr 3. Juli, 20 Uhr).

Der 16-jährige Senkrechtstarter Kit Armstrong sorgt mit Bach, Mozart, Ligeti, Beethoven und einer Eigenkomposition für den Schlussakzent (So 5. Juli, 20 Uhr).

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