Casting muss nicht weh tun: Am Wochenende stellten sich junge Talente für drei Musicals auf der Freilichtbühne vor

Man muss ihnen nur eine Weile zuschauen: Wie junge Talente für die drei neuen Stücke auf der Freilichtbühne gecastet werden, erinnert hier nicht ein bisschen an die oft reißerischen Casting-Shows im Fernsehen. Und ebenso verblüffend sind das Talent und die Selbstverständlichkeit, mit der Bewerber am Wochenende vor der professionellen Jury überzeugen.

Gesucht wurden Schauspieler, Sänger und Tänzer für zwei Musicals und ein Theaterstück: „Cinderella”, „Die Schöne und das Biest” sowie „Romeo und Julia”. Letzteres wird als einziges größtenteils mit erwachsenen Darstellern besetzt – bis auf die beiden Hauptrollen, die ja auch in Shakespeares Liebesdrama noch beinahe Teenager sind. Die beiden Musicals hingegen sind komplett in der Hand von jugendlichen Darstellern.

Am Samstag sprachen, sangen und tanzten diejenigen vor, die im Vorhinein einen Termin ergattern konnten. Viele Bewerber haben schon Vorerfahrung, bringen vorausschauend eine Playback-CD mit, zu der sie ihren Song präsentieren. Diese Jugendlichen sind beispielsweise in Theatergruppen, Chören oder haben schon bei einer früheren Aufführung der Freilichtbühne mitgemacht. „Wir nehmen natürlich immer gern Leute, die wir schon kennen”, so der amerikanische Juror und Produzent Wayne A. Graves.

Aber da es in den drei Stücken eine ganze Menge Rollen gibt, die auch eine Zweit- und manchmal auch Drittbesetzung brauchen, können über 150 Kandidaten genommen werden. Die dreiköpfige Jury nimmt sich aber Zeit: Graves sowie die beiden erfahrenen Komponisten Dirk Biesgen und Andreas Kurth (der für Musicals wie „Starlight Express” tätig war) geben den Kandidaten nach jeder Darbietung eine Bewertung. Wayne A. Graves fordert hin und wieder „mehr Emotion”. Aber immer gibt es Lob: Hier wird niemand niedergemacht.

Unter den Kandidaten sind auch Jana Berns (17) aus Mülheim und Leona Rößing (16) aus Essen. Die beiden Freundinnen sieht man es vielleicht nicht an, aber beim Gesang zeigen sie ihr Können. Es ist ihre Leidenschaft: „Wir singen beide im Musicalchor in Essen”, verrät Leona. „Letztes Jahr waren wir auch schon beim Musical ,Simba’ auf der Freilichtbühne dabei.”

Das Bühnenbild hat in diesem Jahr übrigens Marc Czampiel in die Hand genommen: Beinahe eine ganze Stadt soll dafür aufgebaut werden, die jedoch für jedes der drei Stücke verändert wird.

Allerdings: Auf die Teilnehmer wartet auch eine harte Probenarbeit. Wer hier mitmacht, macht es aus Spaß am Gesang, am Schauspiel und für das Erlebnis, auf einer großen Bühne vor vielen Zuschauern zu stehen. Eine Gage gibt es nicht. Doch wie heißt es? Applaus ist das Brot des Künstlers.