Mülheim. .

Seit 2006 ist er Kämmerer von Mülheim, 2013 will er wiedergewählt werden. Das vergangene Jahr, sagt Uwe Bonan, „war ein sehr schwieriges und kräftezehrendes. Es waren die intensivsten Haushaltsberatungen, die ich je hatte.“

Der Blick auf einen Mann, dessen Job qua notorischer Finanznot nicht leichter wird, der aber weiter unbequeme Wahrheiten aussprechen und unpopuläre Wege beschreiten will – damit Mülheim der nachfolgenden Generation noch etwas zu bieten hat.

47 Jahre alt ist Bonan, mit Frau und zwei Töchtern wohnt er in einem Reihenendhaus in Dortmund-Kley – damit lebt der ausgesprochene Familienmensch weiter in der Stadt, in der er groß geworden ist. Nahe bei Geschwistern und seinen Eltern und denen seiner Frau. 1963 in Bochum geboren, zog es die fünfköpfige Arbeiterfamilie Bonan ein Jahr später in Dortmunds Nordstadt, unweit des Borsigplatzes. Der Vater verdiente Geld als bauleitender Obermonteur in der Kunststoffbranche, die Mutter als Verkäuferin.

Der kleine Uwe zog mit seinen Freunden im Viertel umher, immer auf der Suche nach einem Fußball-Spielfeld. Natürlich gab’s immer mal Ärger, wenn die Arbeiter der nahen Westfalenhütte von der Mittagsschicht nach Hause kamen und ihre Ruhe haben wollten. Bis zur B-Jugend spielte er beim BVB, später für den FC Husen-Kurl in der Bezirksliga. Trikotnummer 10 – Spielgestalter. „Ich war nicht der, der beim Training gerne 25 Mal um den Platz gejagt wurde“, sagt er. Heute, im Beruf, sind Bonans Möglichkeiten zur Gestaltung eingeschränkt. Klar, auch die Mangelverwaltung verlangt ihm Kreativität ab, so bei der Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten. Letztes Großprojekt, das ihn zufrieden macht, waren die Schulsanierungen in öffentlich-privater Partnerschaft. Investitionen in Bildung liegen ihm am Herzen. Doch der Haushälter ist heute mehr Libero denn die Nummer 10. „Ich muss als Kämmerer sagen, jetzt ist Schluss, hier kommt keiner mehr durch. Da muss man schon mal reingrätschen, wenn’s brenzlig wird.“

Manchmal tut’s weh. Das spürte Bonan 2010, als politische Gegner nach seinem Empfinden manch schmerzhaften Treffer unterhalb der Gürtellinie setzten. Darüber, dass ihn die Mülheimer Bürgerinitiativen in Anlehnung an den drohenden Staatsbankrott Griechenlands Bonanopulos tauften, ließ sich anfangs noch schmunzeln. Dass ein Mülheimer Unternehmer ein Firmenfahrzeug mit Schmähworten und Konterfeis der Stadtspitze versehen ließ und für Wochen am Rathaus parkte, fand Bonan nicht lustig.

Die Strafanzeige wegen vermeintlicher Veruntreuung von Gebühren durch die MBI – das tat weh. Das, sagt Bonan, wird ihm stets anhaften, selbst wenn die Unschuld bewiesen sein würde. Sein Name wird bei der Google-Suche ewig mit „Strafanzeige“ verknüpft sein. Der Kämmerer, der seine wöchentlich 50, 60 Stunden im Dienst der Stadt stets mit den drei Vs (Verbindlichkeit, Verlässlichkeit, Vertrauen) verbunden sehen will, ist persönlich getroffen.

Bonan hat seine Frau bei seinem ersten Arbeitgeber kennen gelernt: Bei der Stadtverwaltung Dortmund stieg SPD-Mann Bonan nach seinem Abschluss an der Höheren Handelsschule in die Beamtenlaufbahn ein, bildete sich weiter, arbeitete sich hoch. Heute sitzt er zu Hause mit der 20-jährigen Tochter zusammen, um mit ihr die feinen Unterschiede etwa von Aufwand und Kosten durchzudeklinieren. Auch die Tochter hat eine Affinität zu Zahlen entwickelt, sie studiert im ersten Semester BWL.

Bonan selbst studiert zurzeit Tanzschritte. Der Abi-Ball der Tochter hat ihm gezeigt, dass es nun an der Zeit ist, mal die Standards einzupauken. „Wir sind schon im Fortgeschrittenen-Kurs“, lacht er. Sonst steht in der Freizeit die Familie im Mittelpunkt, Bonan geht in den Wäldern und Feldern rings um Dortmund-Kley spazieren, einmal die Woche joggt er mit einem Freund, geht schwimmen und saunieren. Die Töchter shoppen gerne mit dem geduldigen Papa – vielleicht auch, weil er bei ihnen nicht gut Nein sagen kann. Obwohl: Im Hause Bonan werde im Sinne des vorsichtigen Kaufmannes „mit Augenmaß“ gewirtschaftet, die Vorsorge sei stets im Blick.

Da ist Bonan gleich wieder Kämmerer. Er sagt voraus, dass mit dem Etat-Kompromiss im Oktober die Diskussion über Leistungskürzungen in der Stadt mitnichten beendet sei. „Das, was jetzt nicht entschieden worden ist, wird uns wieder einholen. Das Thema Verzicht ist das Thema der Zukunft.“ Da wünscht er sich eine Diskussion im respektvollen Umgang miteinander.