Mülheim. .

Rund 300 Trauergäste nahmen bei einer bewegenden Feier in Mülheim Abschied von Heinrich Grütering. Der Industrielle mit Sinn fürs Soziale war vor Weihnachten nach schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren gestorben.

Mit einem bewegenden Gottesdienst in der überfüllten Petrikirche nahmen rund 300 Trauergäste Abschied von Heinrich Grütering. Der Industrielle war am 19. Dezember nach schwerer Krankheit im Alter von 71 Jahren gestorben.

Nach der Wiedervereinigung hatte Grütering sein Gießerei-Imperium ausgebaut. Die DIHAG Deutsche Gießerei- und Industrie-Holding AG mit Sitz in Essen und rund 2000 Beschäftigten gilt inzwischen als eine der größten Gießerei-Verbünde in Europa. Die erfolgreiche Expansion des Konzerns ist Grüterings Werk.

In seiner Trauerrede in der Petrikirche sagte der Freund und Wegbegleiter Bodo Hombach: „Nur wenige bleiben ihrer Zeit so wenig schuldig wie er.“ Hombach beschrieb ihn nicht nur als einen erfolgreichen Unternehmer, sondern auch als einen Bürger im besten Gemeinschaftssinne und als gebildeten Menschen, als einen, der leidenschaftlich junge Talente suchte und ihnen half, sich zu entfalten. „Den finanziellen Spielraum hätten auch andere gehabt, aber er nutzte den seinen für diese wichtige Aufgabe des Gemeinwesens.“

Um Menschen und Land verdient gemacht

Die Liste seiner Engagements, so Hombach, lese sich „wie ein Kompendium für die Gestaltung der humanen Gesellschaft“. Grütering habe den Finger gehoben, wenn er gebraucht wurde. Er habe sich um die Menschen und das Land verdient gemacht. Von einer „sozialen Lebenslust“ sprach Hombach und davon, in Dankbarkeit es ihm nachzutun.

Zu seinen engen Freunden gehörte auch der Luftfahrtunternehmer Theodor Wüllenkemper. „Heinrich Grütering hat sich immer wieder die Frage gestellt ,Habe ich das gut gemacht?’. Durch diese Selbstbestätigung hatte er den riesigen geschäftlichen Erfolg“, sagte der Inhaber der Unternehmensgruppe WDL im Gespräch mit der WAZ.

Wüllenkemper wird nach eigenem Bekunden aber in erster Linie den „hervorragenden Menschen Grütering“ in Erinnerung behalten, der „vollkommen integer“ gewesen sei und ein „riesiges Vertrauen“ bei Familie, Freunden und im Unternehmen genossen habe. Der WDL-Chef: „Mir ist nicht bekannt, dass mit Grütering privat oder geschäftlich einmal ein böses Wort gewechselt wurde.“

Selten im Rampenlicht

Der Industrielle, der in Mülheim an der Mendener Straße lebte, aber nur selten ins Rampenlicht der hiesigen Öffentlichkeit trat, hatte auch ein Gespür für kulturelle Projekte. So vereinte Grütering zur Eröffnungsfeier des Kulturhauptstadtjahres in Essen Mäzenatentum und private Leidenschaft: Er sponserte das Feuerwerk auf der Zeche Zollverein und übernahm dafür zugleich die Choreografie. Pyrotechnik war sein Hobby. Das Ereignis am Himmel begeisterte damals die Menschen.

Als Mensch und Unternehmer blieb er aber stets am Boden. Sein Lebensmotto umriss er einmal so: „Geld verdienen, bescheiden bleiben, Gutes tun.“ Nach dem Trauergottesdienst in der Petrikirche wurde Heinrich Grütering gestern Mittag auf dem Hauptfriedhof an der Zeppelinstraße beerdigt.