Frank Esser (45) wird sein Amt als Parteivorsitzender der SPD in Mülheim aufgeben. Für eine erneute Wahl stellt er sich nicht mehr zur Verfügung. Auf dem Parteitag im März wird die SPD eine neue Spitze wählen müssen.
„Ich sehe einige in der Partei, auch jüngere, denen ich den Job zutraue“, sagte Esser gestern im Gespräch mit der WAZ.
Sein Rückzug kommt nicht für alle überraschend. Esser selbst hat bereits seit längerem darüber nachgedacht. Spätestens mit den kritischen Tönen zu den Geschäften, die er als Chef der Mülheimer Wohnungsbau (MWB) tätigte, drängte sich für ihn die Frage auf: Ist das noch mit einem Parteivorsitz vereinbar? „Ist es, aber das sehen nicht alle so“, sagt er und betont zugleich: „Ich habe stets sauber gehandelt.“ Spekulationen über mögliche Vorteile durch das Amt des Parteivorsitzenden oder Einflussnahmen hält er für völlig unberechtigt. Dennoch will er sich diesen nicht länger aussetzen.
Das jüngste Immobiliengeschäft, an dem er beteiligt war, war der Verkauf der Feuerwache an einen Investor. Der Mülheimer Wohnungsbau gehört mit zu dem Konsortium aus Sparkasse und dem Unternehmer Hoffmeister, das die Feuerwache für die Stadt gebaut und finanziert hatte. In der Verwaltungsspitze stieß der Verkauf nicht gerade auf Begeisterung, in Teilen der Politik erst recht nicht, obwohl sich für die Stadt als Mieter der Feuerwache nichts ändern wird. Auch beim Großprojekt Ruhrbania auf dem Baufeld II, wo Büros, Praxen, Wohnungen und Gastronomie entstehen werden, sind der Mülheimer Wohnungsbau und Esser mit im Boot.
Es gibt aber auch andere Gründe für den Rückzug: Er glaube nicht, dass man so ein wichtiges Amt wie das des Parteivorsitzenden und einen Job als Geschäftsführer eines großen Unternehmens so vereinen könne, dass man beides auch wirklich gut mache und damit selbst zufrieden sei. „Es kommt der Punkt, an dem man sich fragt: Können andere den Vorsitz vielleicht besser ausüben?“
Esser will sich künftig voll auf seinen Beruf konzentrieren: „Vorstandsvorsitzender der MWB ist mein Traumjob. Wir übernehmen mehr und mehr stadtgestalterische Projekte und Aufgaben.“
Sechs Jahre hat er die SPD in Mülheim geführt. Es sei eine gute Zeit gewesen. Sein Rückblick fällt zufrieden aus: 2003 war er erfolgreicher Wahlkampfleiter von Dagmar Mühlenfeld, die OB wurde. Der Bundestagswahlkreis wurde unter seiner Regie dreimal direkt gewonnen. Auch 2004 und 2009 bei der Kommunalwahl hielt er die Fäden in der Hand, steuerte die Kampagne. Gleiches gilt für die Landtagswahlkämpfe. Esser sieht die SPD in Mülheim als erfolgreich an, auch wenn die Partei noch nie so schwach bei einer Kommunalwahl abschnitt wie bei der letzten.
„Ich bleibe ein politischer Mensch“, kündigt er an, will sich weiter einmischen. Wie zuletzt. Nicht immer war er dabei auf einer Linie mit der Stadtspitze OB, seiner Stellvertreterin in der Partei – etwa bei den Steuererhöhungen. Mit 45 Jahren will er auch keineswegs ausschließen, dass er noch einmal in die Politik zurückkehrt. Mancher Genosse traut ihm die Nachfolge von OB Dagmar Mühlenfeld zu. Doch das ist für ihn derzeit kein Thema. Eher schon, wie die Partei sich weiter der Bürgerschaft öffnen kann. Die offene Debatte über das Wohl der Stadt liegt ihm am Herzen.
Die Jüngeren in der Partei zu fordern und zu fördern war sein Ziel. Er hat dabei eine Menge in den vergangenen zwei Jahren erreicht, Freunde hat er sich bei den älteren Genossen damit nicht nur gemacht. 81 Prozent der Stimmen holte er zuletzt bei den Vorstandswahlen, es waren auch schon mal nur etwas über 70. Ehrliche Ergebnisse nennt er das, und konnte damit gut leben.