Einhundert Erinnerungen sind für immer fest in den Boden zementiert. Es sind einhundert Namen hinter denen einhundert Geschichten, Lebensläufe und Schicksale stecken.

Seit sechs Jahren sind die Stolpersteine ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus. Seit 2004 kümmert sich der Arbeitskreis „Mülheimer Initiative für Toleranz“, kurz MIT, um die Verlegung der Steine, die vom Berliner Künstler Günter Demnig 1995 ins Leben gerufen wurde. Nun ist die Dokumentation mit dem einhundertsten Mülheimer NS-Opfer abgeschlossen.

Durch die finanzielle Unterstützung der Sparkassen-Stiftung konnte nun eine Biografie-Sammlung der Opfer erstellt werden. Diese Dokumentations-Mappe, mit den einzelnen Biografien der Opfer, einem Vorwort und einer Bilanz des Projektes, wird denjenigen zur Verfügung gestellt, die mit recherchiert haben: Den Mülheimer Schulen, Jugendheimen, Pfarrerinnen und Pfarrern. Mit dem Material sollen sie weiterhin die Mülheimer NS-Zeit aufarbeiten, sei es im Unterricht oder in Arbeitskreisen. Die letzten Blätter der Doku überreichte die MIT nun dem Sparkassen-Stiftungs-Vorstand Martin Weck.

„Wir sind dankbar für die große Unterstützung der Aktion“, erklärt Klaus Wichmann, „geistiger Vater“ der Dokumentation. „Vor allem Jens Roepstorff vom Stadtarchiv, Friedrich-Wilhelm von Gehlen, dem Sprecher des Arbeitskreises, allen Spendern und Mitgliedern des Arbeitskreises sei gedankt“, sagt Wichmann. „Ohne das Engagement dieser Menschen, hätte es keine Stolpersteine gegeben.“

Auch Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld richtet als Moderatorin der MIT Dankesworte an die Initiatoren und würdigt das Projekt: „Mit dieser Aktion haben wir eine Erinnerungskultur ins Leben gerufen, die gerade jungen Menschen auf lokaler Ebene Geschichte vermittelt.“ So lernen Schüler, welche Verbrechen an Menschen vor ihrer Haustür stattgefunden haben. Dies schaffe ein tiefes Bewusstsein für Geschichte.

Die Recherche der einzelnen Biografien der Opfer gestaltete sich oft schwierig. Im Stadtarchiv sammelte der Arbeitskreis Informationen und versuchte nicht nur Lebensläufe zu rekonstruieren, sondern persönliche Schicksale nachzuzeichnen. „Im Vergleich zu anderen Städten haben wir sehr tief gegraben“, meint Stadtarchiv-Leiter Dr. Kai Rawe. „Dabei sind sehr greifbare, oft anrührende Schicksale herausgekommen. Das hat eine andere Wirkung als das Vermitteln von reinem Faktenwissen.“