„Wovon träumst du?“ In der Evangelischen Ladenkirche trafen sich Alt und Jung, um genau darüber zu reden. Eine Tatsache, im Verhältnis zwischen den beiden Altersgruppen, spiegelte sich auch in der Ladenkirche von Beginn an wieder: viel Alt war da, wenig Jung.

Vielleicht war eben dies der Grund, weshalb es ein wenig dauerte, bis die „Jungen“ in Schwung kamen. So war es zunächst an der älteren Generation, die Diskussion mit Leben zu füllen. Träume habe sie natürlich immer gehabt, doch die wesentlichen seien bereits wahr geworden, erzählte die Brigitte Block (83), Redakteurin bei „Alt! – na und?“.

Dass Träume für junge Menschen in den 40er und 50er Jahren andere waren als heute, das versteht sich von selbst. Träume wie: „Nie wieder im Bunker zu sitzen und die Flieger über einem zu hören“, erzählte ein Herr aus dem Publikum. Dennoch sei es für junge Menschen nicht unbedingt schwerer gewesen als heute. „Einfach eine komplett andere Welt“, bemerkte die 87-jährige Pastorin im Ruhestand, Margarete Haarbeck. Früher sei der Spielraum wesentlich begrenzter gewesen. Auf der einen Seite habe sie niemals daran gedacht zu widersprechen, ja, zu gehorchen, das sei selbstverständlich gewesen in ihrer Jugend. Die Jugend solle ihren eigenen Weg finden und eben nicht diesen blinden Gehorsam an den Tag legen, der in ihrer Jugend normal gewesen sei.

So wirklich ins Träumen geriet auch der dritte geladene Senior nicht. Paul Heidrich, 66 Jahre alt und Mitglied des Seniorenbeirates, empfahl vor allem das Realistische in jeder Vision in den Vordergrund zu rücken. Zum Thema Gehorsam führte er ein Zitat von Hannah Arendt an: „Niemand hat das Recht zu gehorchen“, das gelte auch für die heutige Jugend.

Dass diese es nicht ganz leicht hat, da waren sich verblüffenderweise alle Diskutanten einig. „Ich bin überzeugt, dass es heute für die jungen Menschen viel, viel schwerer ist“, sagte Margarete Haarbeck. Extrem viele Entscheidungen unter sehr hohem Druck müsse die Jugend heute treffen. Aus dem Publikum gab es Zustimmung. „Einfach mal treiben lassen und gucken, wo das Leben einen hinführt, das können sich heute die meisten gar nicht vorstellen. Das ist schade.“ So hatten die meisten Senioren vor allem eines für die junge Generation übrig: Mitleid.

Die 19-jährige Studentin und Vorsitzende des Jugendstadtrates, Martha Majewski, wollte nicht widersprechen. Auch sie spüre diesen Druck. Träume habe sie eigentlich nicht wirklich welche. Sie tue halt alles, um das zu erfüllen, was an der Uni von ihr verlangt werde. Immer mit dem Ziel, einen Job zu bekommen. Zeit zum Träumen hätte man da nicht viel. „Ich hab manchmal das Gefühl, mein Leben ist schon vorbei“, sagte Majews­ki. Immerhin werde sie nie mehr so viel Zeit für sich haben wie zwischen dem Abi und der Uni.