Vor dem ersten Advent geht es bei den Karnevalisten richtig rund. Sie laden zum Prinzenball und verleihen die Spitze Feder für Verdienste um das freie und offene Wort. In diesem Jahr erhielt sie NRZ-Chefredakteur Rüdiger Oppers.

In den letzten Jahren wurde diese närrische Ehre vor allem Komikern und Unterhaltungskünstlern zu Teil. In diesem Jahr ist es ein Journalist: der Chefredakteur der NRZ, Rüdiger Oppers, der als Kommentator eine Spitze Feder führt, auch wenn er seine Leitartikel am Computer schreibt.

Am Samstagabend war es damit aber nicht getan. Da war er nach der Laudatio von Ex-Preisträger und Ex-RTL-Chef Helmut Thoma als Redner gefragt. Was die 500 Gäste im ausverkauften Festsaal der Stadthalle von ihm erwarteten, war Oppers sehr wohl bewusst, nämlich: „Einige unvergessliche Worte zu sagen“ und das bitte in „branchenüblicher Kürze und mit einer bekömmlichen Mischung aus leichter Besinnlichkeit und schwerem Tiefsinn.“ Na dann. Frisch und frohgemut ans Werk. Der NRZ-Mann vom Niederrhein ging es pragmatisch an.

Erst einmal bezog er sich auf seinen Laudator Thoma und dessen Lebenswerk RTL. „Kulturell“, so betonte der ehemalige Fernseh- und heutige Zeitungsjournalist Oppers mit einem Augenzwinkern: „ist RTL unersetzbar. Denn ohne die Talentshow Deutschland sucht den Superstar, gäbe es in Deutschland wahrscheinlich überhaupt keine Promis oder nur die wenigen, die irgendein Talent haben.“ Und mit schönen Grüßen an die Fernsehkollegen setzte er noch eins drauf: „Tatsächlich tut RTL was Gutes. Seit bei Bauer sucht Frau die Landwirte verkuppelt werden, können viele Nutztiere aufatmen.“

Apropos Land. Als NRZ-Mann aus Moers am Niederrhein ließ sich Oppers natürlich nicht die Chance entgehen, sich auf seinen seligen Mitbürger, den Kabarettisten Hans-Dieter Hüsch, und auf seinen 1996 verstorbenen Vorgänger Jens Feddersen zu berufen. Der langjährige Chefredakteur der NRZ hatte 1984 die erste Spitze Feder verliehen bekommen. „Sieben Kinder, alle musikalisch. Denen konnten sie morgens eine Pfeife geben. Abends konnten die Flöte spielen“, zitierte er etwa aus einer Geschichte vom Nachwuchs des Lehrer Achterberg, mit der Hüsch als „Philosoph vom Niederrhein“ seiner niederrheinischen Heimat eine Liebeserklärung gemachte habe.

Seinen früheren Vorgesetzten Feddersen vermutete Oppers „aus dem Journalistenhimmel zugeschaltet, in dem es eine lange Theke, aber kein Denk- und Rauchverbot gibt.“ Was würde Feddersen sagen, wenn er seinen Nachfolger heute mit der Spitzen Feder sehen würde: „Guck mal, der Oppers. Aus dem ist doch noch was geworden“, mutmaßte dieser und zitierte unter anderem Feddersens journalistisches Credo: „Wissen ist schön. Aber wer zu viel weiß, schreibt schlecht.“

Und Oppers wusste dann noch einiges über Mülheim und das, was Journalisten mit Narren verbindet, zu sagen, um seine Rede mit Lokalkolorit und treffendem Humor abzurunden. Der Applaus der Gäste war ihm sicher.

Mülheim bescheinigte er als der Heimat von Ministerpräsidenten Hannelore Kraft und dem Ort, an dem die Castorbehälter hergestellt werden „eine strahlende Zukunft“, um gleich darauf „das begehbare Haushaltsloch“ im umbaubedingt zurzeit ratssaallosen Rathaus und die örtliche Verkehrsführung aufs Korn zu nehmen. O-Ton Oppers: „Treffen sich zwei Mülheimer. Fragt der eine: Wie findest du die Innenstadt? Sagt der andere: Ich suche noch.“ Eine Stadt mit „einem Flughafen neben einem Bio-Bauernhof, die ihre Musikschule an einer Straße unterbringt, die auf dem Dudel heißt“, so Oppers, „ist ein Gottesgeschenk für spitze Federn. So etwas kann man nicht erfinden.“