Heute ist Weltvorlesetag. Ministerpräsidentin Hannelore Kraft läutete aber schon gestern das große Vorlesen ein und besuchte die Pestalozzi-Grundschule in Broich, um Schülern aus der zweiten Klasse einige „Geschichten vom Franz“ zu erzählen.

Die lustigen, lebensnahen Erzählungen von Christine Nöstlinger sind ja allgemein bekannt und machen fast allen Kindern Spaß. So ist es dann auch mucksmäuschenstill im Publikum, während die gebürtige Mülheimerin vorliest. „Sie hat viel pädagogisches Talent“, lobt Schulleiterin Eva-Barbara Hanke. „Ich würde sie sofort einstellen!“

Die etwa zwanzig Kinder, die gebannt zuhören, hätten dagegen sicher nichts einzuwenden: Die Politikerin macht bei ihnen mächtig Eindruck. Und das Aufregendste folgt nach der Erzählstunde: Die Kleinen dürfen Fragen stellen. Und das nutzen sie ausgiebig. „Ich fand toll, dass sie wirklich sehr persönlich geantwortet hat“, lobt Hanke.

Die „Regentin von NRW“ muss manchmal selber schmunzeln über die Vorstellungen, die die Kinder vom Beruf einer Ministerpräsidentin haben. „Hat ihr Hund eine goldene Leine?“, kam ehrfürchtig die Frage aus dem Publikum. Nein, hat er nicht.

Auch nach ihrer Glückszahl wird Kraft gefragt – es ist die 25. Ebenso nach dem schönsten Moment in ihrem Leben. „Die Geburt meines Sohnes“, lautet die Antwort. Der achtjährige Luis aus Klasse 2b ist später ganz angetan: „Ich fand das super, dass die Frau Kraft so lange mit mir geredet hat.“ Er schreibt daheim nämlich selber manchmal Geschichten und erzählte der Ministerpräsidentin davon. Die lauschte aufmerksam und hatte auch noch ein paar Fragen dazu. Luis strahlt.

Aufgeregt hatten sich die Kinder zuvor auf den großen Tag vorbereitet: Das fing an bei der Auswahl der Garderobe: Marie, sieben Jahre alt, hatte am Abend vorher lange vor dem Kleiderschrank gestanden. „Aber dann hat meine Mutter gesagt: Du ziehst dich an wie immer!“ Einigen ihrer Mitschüler sieht man aber an, dass sie sich vielleicht ein bisschen schicker gemacht haben als sonst. Jan-Niklas aus der 2a trägt weißes Hemd und schicken Pullunder. Hannelore Kraft ist ja schließlich eine Respektsperson: „Die kann ganz viele Sachen in NRW bestimmen“, erklärt er. Und Marie ergänzt: „Die kann Sachen verändern!“

Das beeindruckt die Kinder mächtig. Und so heben sich bei der Frage, wer vielleicht selbst einmal Politiker werden möchte, sofort viele Finger. Nur Luis widerspricht: „Ich werde lieber Forscher.“

Auf jeden Fall hat Hannelore Kraft es mit dieser Aktion, die auch von verschiedenen Privatsendern für die Lokalnachrichten mit der Kamera begleitet wurde, geschafft, dass dem Tag des Vorlesens ungeahnte Aufmerksamkeit zukam: Ziel erreicht, also.

Die Pestalozzi-Schule und die Stiftung Lesen, die mit der Schulleitung zusammen die Aktion organisiert hatte, freut’s. Und Luis auch: „Besser kann meine Mama auch nicht vorlesen“, lobt er Krafts Fähigkeiten. Na, wenn das seine Mama hört . . .