Die Zweitklässler der Styrumer Grundschule an der Augustastraße haben in ihrem Unterricht wohl schon vieles erlebt. Aber Schachspielen in der Schule? Das war bis vor einem Jahr noch ganz neu.
Seitdem hat sich der Schachverein Mülheim-Nord in der Grundschule eingeschaltet. Die Schüler der sogenannten Tigerklasse 2a lernen seitdem unter professioneller Anleitung den Schachsport. Das Ganze findet vormittags während des regulären Unterrichts statt. „Wir wollten, dass die Schüler mal etwas anderes sehen. Der Unterricht sollte etwas bunter werden“, erklärt Holger Heimsoth, der den Kindern das komplexe Spiel beibringt.
Der passionierte Schachspieler hat sichtlich Spaß dabei und freut sich über das Engagement der Kinder. „Einige brauchen natürlich länger, um manche Dinge umzusetzen, dafür freuen sie sich am Ende umso mehr“, sagt Heimsoth. Insgesamt sechs Nationen gibt es in der Multi-Kulti-Klasse. „Diese Kinder hätten so etwas wie Schach sonst wahrscheinlich überhaupt nicht kennen gelernt“, meint Klassenlehrerin Veronique Hötger.
Das Material – Bretter und Figuren – wurde zur Hälfte vom Schachverein Mülheim-Nord und zur anderen Hälfte vom Mülheimer Sportbund (MSB) zur Verfügung gestellt.
Der erste Höhepunkt des Projektes fand am Dienstag statt. Im Duell „Alt gegen Jung“ konnten die Zweitklässer zeigen, was in ihnen steckt. „Wenn der Gegner der Großvater sein könnte“ lautete das treffende Motto des Events. Vier Senioren das SV Nord stellten sich zur Verfügung, um gegen jeweils zwei Grundschüler zu spielen.
Beim Beobachten der Partien ist schwer zu erkennen, wer mehr Spaß an der Sache hat. Die Herren im Alter von über 70 Jahren gehen geduldig mit den Kindern um und erklären jeden einzelnen Schritt. „Die Kinder freuen sich tierisch, wenn sie mal eine Figur schlagen können“, erzählt Werner Nötzel (69), der gegen die beiden siebenjährigen Melike und Evra spielt. „Da muss man die Figur auch schon mal auf das entsprechende Feld stellen“, sagt der zweite Vorsitzende des Schachvereins mit einem Schmunzeln.
„Bei der Veranstaltung geht es darum, dass die Kinder etwas dabei lernen und kleine Erfolgserlebnisse feiern, wenn sie zum Beispiel eine Gefahrensituation erkannt haben“, erklärt Schachlehrer Holger Heimsoth, dessen Vater Rolf ebenfalls am Brett sitzt. Das Ergebnis sei am Ende unwichtig, so Heimsoth. Recht hat er und dennoch hat er die Rechnung ohne die ehrgeizigen Zweitklässler gemacht. Der achtjährige Mustafa ärgerte sich sichtlich über ein für ihn eigentlich sensationelles Remis und forderte umgehend eine Revanche.
Neben der Grundschule an der Augustastraße läuft das Projekt bereits auch an der Zunftmeisterschule. Weitere Grundschulen sollen in Zukunft mit ins Boot genommen werden. „Den Kindern wird das auch beim normalen Unterricht helfen. Das Schachspielen fördert unter anderem auch das Denkvermögen“, erklärt Holger Heimsoth, der den Schachsport in Mülheim nach und nach populärer machen will.