Am Karl-Ziegler-Gymnasium gräbt sich der Bagger ins erste Gebäude. Es ist der Startschuss zum größten Schulbauprojekt, das die Stadt Mülheim in den vergangenen Jahrzehnten beschlossen hat.

52 Millionen Euro werden am Karl-Ziegler-Gymnasium, an der Luisenschule und an der Willy-Brandt-Schule in den kommenden zwei Jahren verbaut. Es gehe nicht um Sanierung, betont Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld, sondern um Modernisierung und darum, Schule zum „dritten Pädagogen“ zu machen, zum attraktiven Lernort, zum Zen­trum für eine aktive Stadtteilarbeit.

Flexible Unterrichtsräume wird es geben, natürlich Fachräume, Speisesäle, Räume für Arbeitsgemeinschaften, Treffpunkte, Ruhezonen, Sportbereiche. Es wird umgebaut, angebaut, aufgebaut. Im Januar wird man an der Willy-Brandt-Schule beginnen, im Monat darauf an der Luisenschule. Es wird laut, es wird dreckig, aber, da sind sich die Planer einig, es wird am Ende gut: Mülheim bekommt für gut 3000 Schüler drei gute Lernorte.

An allen drei Standorten wurde es Zeit, dass etwas passiert. Die bauliche Situation war schlicht mangelhaft, der Druck der Eltern, Lehrer und Schüler wuchs. „Jahrzehntelang ist an Schulgebäuden nicht das gemacht worden, was nötig war“, sagt die OB. Mülheim hat viele solcher Orte. Die Stadtspitze hat drei Jahre lang die städtische Immobilienverwaltung analysieren und rechnen lassen: Was müsste investiert werden, damit die öffentlichen Bauten, samt Schulen, in einen intakten, zeitgemäßen Zustand versetzt werden können? 320 Millionen Euro standen am Ende unter der Rechnung. „Es kann heute höchstens noch als Schätzung gelten“, ist man in der Verwaltung überzeugt und auch davon: Allein bräuchte die gebeutelte Stadt fünf Jahrzehnte, um das umzusetzen – wenn nicht länger. Nicht zumutbar, gerade für Schulen nicht. Deshalb setzt Mülheim verstärkt auf öffentlich-private-Partnerschaften wie beim Medienhaus.

Umstritten ist dies nicht nur in der Stadt an der Ruhr. Die Kritiker sehen die Kosten, aber auch die lange Bindung. Denn die Schulen werden vom Partner, dem Baukonzern Strabag Real Estate, nicht nur modernisiert, sondern auch 25 Jahre lang betrieben, samt Hausmeister und Reinigungskräften. Die Stadt zahlt Miete. Am Ende der 25 Jahre werden es an die 170 Millionen gewesen sein.

Lohnt es sich? „Es ist in jedem Fall preiswerter, als wenn es die Stadt selbst machen würde“, betont Dagmar Mühlenfeld. Von acht Prozent Ersparnis ist die Rede. Nur deshalb habe auch das Land als Aufsichtsbehörde zugestimmt.

Lohnt es sich? Wie sehen Schulen oft nach Jahren aus – Beschmiert, zerstört, defekt. Gleichgültigkeit und Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Ort, an dem man lernt, lassen sich leider an vielen Stellen ablesen. Aber es geht auch anders. Das weiß man im Kölner Baukonzern, der ähnliche Projekte an anderen Orten realisiert hat. „Wer seine Schule pfleglich behandelt, wenige Schäden verursacht, Energie spart, der wird an dem Erfolg partizipieren“, sagt Marc Hennemann von der Strabag. Sprich: Er bekommt Geld ausgeschüttet. Es ist ein Teil des Geldes, das die Strabag ansonsten in Reparaturen und Erneuerungen wieder investieren müsste. Denn am Ende der Partnerschaft im Jahr 2035 werden die Schulbauten der Stadt wieder übergeben und dann muss der Zustand zumindest ordentlich sein.

Was bedeutet der gewaltige finanzielle Einsatz an den drei Standorten für die anderen Schulen, die auf Erneuerung warten? Kein Nachteil, keine Verzögerungen, heißt es bei der Stadt.