Mülheim. .

Die hier Begrabenen wurden wahrlich zur letzten Ruhe gebettet: Ein Spaziergang über den denkmalgeschützten Ehrenfriedhof im Uhlenhorst.

Die hier Begrabenen wurden wahrlich zur letzten Ruhe gebettet. Ein fernes Rauschen erinnert leise an die am Waldrand verlaufende Hauptstraße, sonst herrscht Stille.

Nichts ist da, das das endlose Schweigen durchbrechen würde, keine Besucher, die die Gräber winterfest machen, keine Trauernden auf einer Beerdigung. Herrscht auf anderen Friedhöfen noch Leben, lebt auf dem Ehrenfriedhof die meiste Zeit nur die Erinnerung an die Vergangenheit und die Gefallenen der beiden Weltkriege. Doch gerade das macht das unter Denkmalschutz stehende Areal im Uhlenhorst aus.

Der Herbst ist längst über den Ehrenfriedhof gekommen. Braun liegen die Blätter als dicker Teppich auf dem Weg, verteilen sich auf der moosigen Wiese und auf dem Efeu, das überall wächst und sich die Grabsteine empor rankt. Aus Naturstein sind die Grabmäler, die sich entlang der Wege verteilen. Findlingsartige Steinbrocken stehen dort, säuberlich bearbeitete Tafeln oder Kreuze, mal schmucklos, mal mit Eisernem Kreuz oder ausgearbeiteten Helm verziert. Und plötzlich taucht zwischen den Bäumen ein Adler auf, der auf einem Steinblock, getragen von vier Löwen, thront. Schlicht und prunkvoll stehen die Grabsteine nebeneinander.

690 sind es genau. Sie alle erinnern am Menschen, die im Ersten und Zweiten Weltkrieg starben. Die meisten fielen als Soldaten, wurden heimgeholt und in Mülheim von Angehörigen begraben. Der Div-Funker Abt. 25 ruht dort etwa, der Hauptmann der Luftwaffe, der Flugzeugführer Unteroffizier und einige Zivilisten, die von Bomben im Zweiten Weltkrieg getötet wurden. Mal stehen sie ordentlich aufgereiht, mal unvermittelt abseits.

„Aufgelockerte Form“, nennt es Wolfgang Rosenberger vom Amt für Grünflächenmanagement und Friedhofswesen, das für den 1914 errichteten und 1988 unter Denkmalschutz gestellten Friedhof verantwortlich ist. „Damit passt der Ehrenfriedhof in das Mülheimer Konzept, das parkähnliche Friedhöfe mit nicht zu enger Belegung“ vorsieht, sagt Rosenberger. „Dem Grün wird viel Raum eingeräumt.“ Das gilt in besonderem Maße für den Ehrenfriedhof, der als „Waldfriedhof“ daherkommt.

Dennoch ist das Stadt-Team dort regelmäßig im Einsatz. „Wir wollen es vom Bewuchs her nicht zu hoch werden lassen“, erklärt Rosenberger. Der obere Bereich, in dem vorwiegend Verstorbene des Ersten Weltkriegs liegen, wurde bereits gekappt, als nächstes macht man im unteren Teil mit den Soldaten des Zweiten Weltkrieges weiter. So ermögliche man Besuchern die Übersicht, damit es nicht „unheimlich“ wird.

Dass Menschen durchaus den Weg auf das 2,7 ha große Areal finden, beweisen Blumensträuße, die an einzelnen Grabsteinen liegen und die roten Grablichter, die rund um eine überlebensgroße Plastik stehen. Der Künstler Herrman Lickfeld schuf das Mahnmal „Zusammenbrechender Krieger“ 1933 und damit den zen­tralen Gedenkort. An Toten­ge­denktagen ist er Anlaufpunkt. Der Verband der Kriegsbeschädigten, Kriegshinterbliebenen und Sozialrentner Deutschlands nutzt den Friedhof als zentralen Gedenkplatz. Hier werde, heißt es, einer gesamten Gesellschaftsgeschichte gedacht.