„Allgemein beeidigte Dolmetscherin“ steht auf den Visitenkarten von Christel Schrör-Hilberath. Das klingt wenig abenteuerlich und doch: Einer ihrer spektakulärsten Kriminalfälle wird gerade verfilmt.

Offiziell ist die 63-jährige Mülheimerin, die exzellente Spanisch-Kenntnisse besitzt und stets freiberuflich tätig war, seit dem 1. November Rentnerin. Von Ruhe kann jedoch keine Rede sein: Erst am Dienstag stand die Dolmetscherin im Duisburger Polizeipräsidium vor der Kamera, um an einer Fernsehdokumentation über den „Mord ohne Leiche“ mitzuwirken. Die Story um eine nahe dem spanischen Alicante verschwundene Millionärin hatte sie seit November 2000 beruflich stark beschäftigt.

Es war der erste Mordfall, an dessen Aufklärung sie als Dolmetscherin beteiligt war. Bis dato hatte Christel Schrör-Hilberath u.a. für das spanische Generalkonsulat in Düsseldorf gearbeitet, als Sprachlehrerin an einem Berufskolleg und als Trainerin für etliche Firmen. Spezialisiert war sie da bereits auf Fachvokabular aus Wirtschaft und Recht. Doch erst durch die „allgemeine Beeidigung“ wurde das mündliche Dolmetschen für Polizei und Justiz zu ihrem wichtigsten Aufgabengebiet.

In den vergangenen zehn Jahren war die Mülheimerin vielfach gefragt: wenn in Spanien ein Verbrechen geschehen, der Täter aber deutscher Staatsangehöriger und hierzulande festgenommen worden war. So auch beim „Mallorca-Mord“, der sie bis heute besonders bewegt: „Das Opfer war ein unheimlich hübsches, nettes, 15-jähriges Mädchen.“ Als die sterblichen Überreste von Stefanie R. viel später gefunden wurden, war es an Christel Schrör-Hilberath, die Obduktionsberichte zu übersetzen.

Sie war häufig beruflich in Spanien, folgte den Ermittlern bis in die Gerichtsmedizin, erinnert sich an übelsten Leichengeruch, der in den Kleidern hing. „Da braucht man schon etwas Stehvermögen.“ Und, in ihrem Fall, Fachvokabular, das sich die Mülheimerin fortlaufend aneignete. Sie hat auch schon bei Videokonferenzen zwischen deutschen und spanischen Gerichtsmedizinern live übersetzt.

Gelegentlich wurde sie nachts angerufen, wenn gerade ein spanischsprachiger Verdächtiger verhaftet worden war. „Oft ging es um Drogenschmuggel und Prostitution, teilweise bin ich bei Razzien auch mit in die Bordelle gegangen.“ Die Dolmetscherin ist in der Lage, anhand des Akzentes herauszuhören, ob jemand aus Kuba, Kolumbien oder Mexiko stammt. Mehr als einmal kam sie so gefälschten Papieren auf die Spur. Die Situationen waren oft abenteuerlich: „Mir ist nichts Menschliches fremd. Aber ich hatte nie Schwierigkeiten, Zugang zu den Leuten zu bekommen.“ Sie sprachen mit ihr, ob sie die Wahrheit sagten, steht auf einem anderen Blatt.

Die Dokumentation über den „Mord ohne Leiche“ (die am Ende in einer Fäkaliengrube lag) soll im ZDF laufen. Im Januar wird Christel Schrör-Hilberath für weitere Dreharbeiten nach Altea fliegen, wo die ehemalige Villa der Toten steht. Sie reist gemeinsam mit der Duisburger Mordkommission, die damals ermittelte. „Die Arbeit im Team“, das ist ihr wichtig, „hat immer viel Spaß gemacht.“

Da könnte die Spanientour eine schöne Abschlussfahrt werden... Sie sieht das anders: „Ich glaube, das ist kein Abschluss. Die möchten weitere Fälle verfilmen.“