Manchmal trügt der erste Blick. Wer gestern gegen 14 Uhr auf die Schloßstraße schaute, musste Schlimmes befürchten: Zunächst bummelten nur wenige über die Einkaufsmeile der City. War die Konkurrenz vielleicht zu groß?
Denn bereits innerstädtisch standen die Einzelhändler in einem starken Wettbewerb: Im Rhein-Ruhr-Zentrum und auch in Speldorf hatten die Geschäfte geöffnet. Zudem konkurrierte man mit den Nachbarkommunen: In Oberhausen feierte man „City Fest“, das Centro und auch die Duisburger City wollten ein Stück vom Vorweihnachtsgeschäft haben. „Der erste Sonntag im Monat ist für die Geschäfte der wichtigste“, erläutert MST-Citymanager Dennis Fischer: Denn die Menschen haben am Monatsanfang noch Geld. Zudem beginne langsam das Weihnachtsgeschäft.
Doch das anfangs leere Bild auf der Schloßstraße füllte sich allmählich: Klaus Sengelhoff fand es sogar „voller als sonst. Es wird gut angenommen“, so der Eindruck des 64-jährigen Mülheimers. Auch Florian Hardinghaus (20) sah den verkaufsoffenen Sonntag positiv: „Ehrlich – die Stadt ist doch voll.“ Mit seiner Freundin schaute er nach Schuhen, „für Weihnachtsgeschenke hat man ja noch Zeit.“
In den Gängen und in vielen Geschäften des Forums verstärkte sich dieser Eindruck zumindest optisch: Sie wirkten gut gefüllt – wenn auch nicht alle Bummler mit schweren Einkaufstaschen unterwegs waren. Im Eiscafe Speranza im Obergeschoss fand man am Nachmittag sogar kaum einen freien Tisch.
Nicht alle sahen den verkaufsoffenen Sonntag positiv: Heinrich Weidenheimer verkauft Straßenzeitungen seit vielen Jahren in der Innenstadt: „Der Sonntag läuft besch...“, sprudelt es aus ihm heraus, „wenn ich ihn mit dem letzten Jahr vergleiche.“ Seit viereinhalb Jahren beobachte er die Entwicklung der Innenstadt: „So einen Niedergang habe ich noch nirgends erlebt.“ Sein Eindruck: Veranstaltungen werden nicht genug in und zwischen den Städten abgestimmt, „immer passiert alles auf einmal: RRZ, Speldorf, Centro.“ Dann sei wieder wochenlang tote Hose. Ein weiteres Problem: Es gebe zu wenige „inhabergeführte Einzelhändler und zu viele Bäcker, Optiker und Apotheken“.
Wenig Grund zur Freude gab es auch abseits, auf der Leineweberstraße: „Eine Musikkapelle wie in der Fußgängerzone hätten wir auch gerne gehabt“, kritisierte Gernot Schulz von MSM-Herrenmoden die „Bevorzugung der Schloßstraße“ Es fehle eine Achse über den Kohlenkamp bis zur Altstadt, von der man profitieren könnte. Während es drüben halbwegs brummte, war es daher hüben still. „Unsere Stammkunden finden uns“, merkte Schulz vielsagend an. Die wichtige Laufkundschaft blieb jedoch aus.