Es ist eine einfache Wahrheit: Im Scheitern liegt auch eine Chance. Innovation City hätte womöglich die Anstrengungen in Sachen Klimaschutz auf einen Teil der Stadt konzen­triert.

„Jetzt gibt es endlich die Möglichkeit für einen Klima-Masterplan, der die ganze Stadt betrachtet“, sagt Dr. Susanne Dickel, Leiterin der Initiative für Klimaschutz.

Er wäre in ihren Augen auch nötig: Vor zwei Jahren ist die Initiative als Chefsache der Oberbürgermeisterin mit hoch dekoriertem Vorstand und Expertenrat ins Leben gerufen worden. Unter ihnen sind der Medl-Geschäftsführer Hans-Gerd Bachmann, Prof. Dr. Ferdi Schüth, Direktor des Max-Planck-Instituts, und ADAC-Präsident Peter Meyer.

Eine Vielzahl von Teilprojekten hat die Initiative seitdem angestoßen. An Schulen sensibilisiert sie für das Thema, der Stadtverwaltung und Unternehmen verpasste sie einen Dicker-Pulli-Tag. Bürger vernetzte sie für ein grüneres Mülheim, mit der VHS organisierte sie Vorträge zum Klimaschutz am Bau und Thermografie-Spaziergänge. Auch einen Stadtklimapreis rief man ins Leben. „Wir haben aber festgestellt, dass viele Institutionen ähnliche Maßnahmen anbieten“, sagt Susanne Dickel. Jetzt will man Aktionen besser abstimmen.

Der Blick aufs Ganze – er scheint der Stadt noch zu fehlen: Hier plant man das Großprojekt Innovation City, dort eine Frischluftschneise. Horbach, ein umstrittenes Bauprojekt an der Bergerstraße, wurde aber just nur durch ein Gutachten zugunsten der Natur gestoppt. Und an der Tilsiter Straße will man einer Randbebauung den Vorzug geben, obwohl auch hier ein Gutachten dagegen spricht.

Auch der politische Wille fehle gelegentlich, so Dickels Eindruck. Nicht nur der Flächennutzungsplan sei „an vielen Stellen verharmlosend“. Dickel macht dies ebenfalls am 100-Häuser-Programm deutlich, das u.a. von der Stadt gefördert wird: Eine energetische Bauweise zu beachten sei gut, so wie die Idee, Sonnenkollektoren auf das Dach zu stellen, „doch man hätte mehr daraus machen können.“ Ihre Idee: Bauherrengemeinschaften für eine dezentrale Energieversorgung zu gewinnen, eine Klimaschutzsiedlung zu bauen. Junge Familien seien dafür sensibilisiert.

„Deshalb brauchen wir einen Masterplan ,Klimaschutz’ für die Stadt“, wirbt Susanne Dickel, und träumt davon, dass es an der Hochschule Ruhr West einmal einen Lehrstuhl für „Nachhaltiges Bauen“ gibt. Ein solcher Plan könne aber das bisherige Stückwerk zusammenbringen, Maßnahmen besser abwägen: Wo liegen Brachen, wo darf gebaut – und wo muss dafür geschützt werden?

Schade ist es um Innovation City „nicht wegen der Fördermittel“, so Dickel, „aber mit dem Projekt kommt auch Personal in die Stadt, das etwas bei Bürgern, Wirtschaft und Politik bewegen kann. Das ist der Charme des Projekts: Alle strengen sich gemeinsam an.“