Bad-Interieur und Bauhandwerk raus, Kreative und Existenzgründer rein – an der Kreuzstraße 1-3 wurde die „Games Factory Ruhr” (GFR) eröffnet.

In der bisherigen Baugalerie, gleichsam Schauraum und Anlaufstelle für Handwerker und Kunden, entsteht ein Branchenzentrum, das überregional Ausstrahlungskraft entwickeln soll.

„Die Games Factory ist in unserer Branche ein absolutes Leuchtturmprojekt”, sagt Carsten Widera-Trombach (37) vom Spieleentwickler Crenetic. Und Andreas Steinicke (33), Veranstaltungsmanager von Aruba Events ergänzt: „Solche Hotspots sind ungeheuer wichtig für die Außenwirksamkeit.” Zusammenarbeit macht dabei stark. „Man kann vielleicht solo unterm Radar durchfliegen und klar kommen, aber zusammen kann man viel mehr bewegen als alleine.”

Zusammen, das bedeutet bislang: 600 von 2000 m2 Fläche sind bereits vermietet, zwei weitere Verträge über nochmals 300 m2 stehen kurz vor dem Abschluss. Nach und nach wird Vermieter Alphons Grave das Feld räumen. Wo heute noch Badgarnituren prunken, werden bald weitere „Meeting-Points”, Büros und Teeküchen entstehen. Als Ankermieter fanden die Spielentwickler Aruba Studios, Crenetic und Silent Dreams mit der Aruba Events GmbH, einem Branchenprimus im Veranstaltungsbereich zusammen.

Ein Sounddesigner plant gerade den Einzug. Seine Büros sind noch Baustelle. Weiteren Raum wird bald eine Filmproduktionsfirma belegen. Sieben Firmen mit über 30 Beschäftigten sind dann unter einem Dach, verteilen sich auf zwei Etagen und rundum den attraktiven Innenhof. „Das ist unser Kontakthof. Hier ist unheimlich viel Knowhow vereint”, sagt Widera-Trombach und betont: „Je bunter das Sammelsurium an Mietern ist, desto interessanter wird's. Wir freuen uns auch über Steuerberater oder Juristen.” 50 bis 500 m2 groß sind die potenziellen Büros, der Mietzins, finden die Factory-Vorreiter, sei „angemessen niedrig”.

Crenetic wurde 2000 gegründet. Dass man in Mülheim am Hingberg ansässig wurde, war „eher ein Zufallsprodukt”, sagt Widera-Trombach. Dort war das Potenzial bald ausgereizt. Über Jahre suchten die Spieleentwickler einen neuen Standort. Das verband sie mit Aruba. An diesem Punkt kam Mülheim & Business ins Spiel. Die Wirtschaftsförderer um Jürgen Schnitzmeier und Projektleiter Thomas Müller hatten die Idee, die Factory aufzubauen, die Akteure in einer „Themenimmobilie” zusammenzuführen, die Vernetzung zu optimieren und weiter zu fördern – beispielsweise durch den Aufbau eine Spieleentwicklungs-Initiative Ruhr. Für Dieter Gorny, Künstlerischer Direktor der Ruhr 2010 GmbH, passt so eins zum anderen. Die Games Factory sieht er als Baustein „zur Schaffung kreativer Orte als Hochpunkte der Kreativwirtschaft in der Metropole Ruhr.”

Bislang, so Schnitzmeier, gibt es „Sichtbarkeitsprobleme. Die Firmen sind am Markt zersplittert”, sie würden oft unterbewertet oder mit einer gewissen Skepsis betrachtet, wenn es um die Finanzierung von Projekten ginge. Von der Gemeinschaft sollen sie nun profitieren, wie auch die Stadt. Schnitzmeier: „Wir setzen auf die interessante, junge Wachstumsbranche mit ungeheurer Perspektive. Hier entsteht ein Kompetenzzentrum.”

„Die Idee klang ganz spannend”, sagt Steinicke. Obwohl Widera-Trombach anfängliche Vorbehalte einräumt: „Der erste Gedanke war natürlich: Jetzt ziehst du mit deiner Konkurrenz in ein Gebäude. Ob das gut geht? Aber eigentlich ist das eine schöne Möglichkeit zu wachsen und etwas, das eine Firma weiterbringt.” Dass die Initiative von M & B ausging, wertet Steinicke als „sehr positives Signal. Man ist ja ganz begeistert, wenn wirklich mal die Stadt auf einen zukommt.”