Schwer gearbeitet wird an der früheren Augenklinik, die zum Haus der Stadtgeschichte mitsamt Musikschule werden soll. Am Mittwoch fand an der Von-Graefe-Straße eine Besichtigung statt. Vorfreude war spürbar.

Man traf sich, um die Grundsteinlegung für den Anbau zu feiern, der allerdings in Rohform bereits steht. Mit Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld zog eine größere Gruppe ins entkernte Hauptgebäude, darunter: Vertreter der Stadt, der ausführenden Baufirma und – nicht zuletzt – der Leonhard-Stinnes-Stiftung als Eigentümerin des Hauses, deren Zehn-Millionen-Euro-Einsatz das Vorhaben erst möglich macht.

Genau genommen seien es 10,2 Mio, erklärt Frank Buchwald, Chef des städtischen Immobilienservice, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Er nennt es „ein sehr schmales Budget“, enger, als anfangs gedacht. Denn: „Der jahrelange Leerstand hat dem Gebäude nicht gut getan.“ Verschimmelter Putz war abzuschlagen, rund 60 Tonnen Stahl müssen eingezogen werden, um die Decken zu verstärken. So steht die Besuchergruppe zwischen nacktem Backstein, metallenen Trägern und grauen Plastikfolien, die sich wie Segel im Herbstwind blähen. Die Fensteröffnungen wurden teils wieder eröffnet, an historischer Stelle. „Wir werden das Budget einhalten“, versichert Buchwald, „aber es ist sehr anstrengend.“

Für den Zeitplan will er dagegen nicht garantieren, würde sich aber freuen, wenn die OB Recht behält, die sagt: „Wir wollen das Haus der Stadtgeschichte nach den Sommerferien 2011 beziehen.“ Zu diesem Zweck mietet die Stadt das Gebäude an. Was jetzt noch schlicht Stadtarchiv heißt und viel schweres Papier mitbringt, soll sich in den unteren Geschossen breit machen. Dem Leiter, Dr. Kai Rawe, ist klar: „Das wird eine logistische Aufgabe für Fachfirmen. Ich kann ja 800 Jahre alte Urkunden nicht einfach in Umzugskisten packen.“

Wie auch immer: Der bevorstehenden Erweiterung auf fast 1400 qm sieht er freudig entgegen. An der Aktienstraße hätten sie momentan etwa 1200 laufende Meter Archivakten, „hier wird es um ein Vielfaches steigen, wir können auch Bestände ins Haus holen, die momentan ausgelagert sind“. Das Interesse der Mülheimer Bevölkerung an Stadtgeschichte scheint zu wachsen. Und sobald die ehemalige Augenklinik auch die Musikschule beherbergt, könnten Synergieeffekte eintreten, hofft Rawe: „Mit deren Eltern und Schülern kommen Leute ins Haus, die sonst vielleicht Hemmungen hätten, das Stadtarchiv zu betreten.“

Was beide verbindet: Auch die Musikschule erfreut sich steigender Beliebtheit und kann größere Räume gebrauchen. In den vergangenen zehn Jahren habe sich die Schülerzahl mehr als verdoppelt, sagt die Leiterin Bärbel Frensch-Endreß, von 1500 auf nunmehr 3500 Menschen. Von diesen sind einige gehandicapt, und darum wirkt Frensch-Endreß geradezu glücklich über die Aussicht, „dass wir dann endlich Barrierefreiheit für Behinderte haben“. Von dem neuen Veranstaltungsraum einmal ganz abgesehen.

Auf rund 2600 der insgesamt 4000 qm darf sich die Musikschule dann niederlassen. Auch deren Umzug wird kein Spaziergang, sondern ein Fall für Spezialisten: „Ich sage nur: zehn Flügel...“.

Wenn es doch nur schon so weit wäre, mit dem neuen Kultur- und Geschichtszentrum der Stadt.