Seit Jahren ist Alexander Wiegand zwischen Mülheim und Weißrussland unterwegs, um schwerstkranken Kindern zu helfen. Woran sein jüngster Schützling, Nazary, leidet, wird gerade erforscht.

Am Dienstag ist der Zweijährige mit seiner Mutter in Frankfurt gelandet und über Duisburg, Mülheim zum Düsseldorfer Uni-Klinikum gefahren worden. Auf der neurologischen Kinderstation teilen sich Natallia Paltaran und ihr Sohn nun ein Zimmer: Ruhezone im Untersuchungsmarathon, der noch eine unbestimmte Zeit erfordern wird. Nazarys Fall ist kompliziert. Die Behinderung offensichtlich, die Diagnose unklar.

Es gab schon mehrere andere Kinder, die Alexander Wiegand zur medizinischen Behandlung nach Deutschland holte, verbunden stets mit der Bitte um Unterstützung. Auch WAZ-Leser spendeten vor einigen Jahren für Dascha oder Elisaweta: Beide Mädchen stammen aus Weißrussland und waren an Krebs erkrankt, höchstwahrscheinlich späte, tückische Nachwirkungen der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl, genauer: der radioaktiven Wolke, die über der Region niederging. Beide, versichert Wiegand, „sind heute gesund“. Er hat sie erst im September besucht.

Ob auch Nazary an einem Tumor leidet, muss sich erweisen. Er wurde am 1. Oktober 2008 in Minsk geboren, als gesundes Baby, wie seine Mutter in einem Brief berichtet. Doch dauernd wurde er von Bronchitis geplagt, Krampfattacken kamen hinzu, Medikamente halfen kaum, womöglich schadeten sie. Natallia schreibt: „Der Kleine verwandelte sich während seines ersten Lebensjahres in einen schwer Behinderten.“

Zur Familie, die in der Kleinstadt Maria Gorka lebt, gehört noch eine dreieinhalbjährige Schwester. Der Vater arbeitet als Grenzbeamter, „die Wohnung ist kaum mehr als zehn Quadratmeter groß, sie leben sehr ärmlich“, sagt Wiegand, der dort war. Dennoch hätten sie etliche Ärzte aufgesucht, teure Medikamente gekauft.

Nazary ist schon 1,10 m groß und so schwer wie ein Vierjähriger, doch da er kaum essen kann, hält ihn Babybrei am Leben. „Er kann nicht laufen, den Kopf nicht halten“, so Wiegand. Zu Hause hätten Ärzte einen Nierenschaden diagnostiziert. Dies wurde inzwischen in Düsseldorf widerlegt. Das Kind solle liegen, sich nicht bewegen, habe es in Weißrussland geheißen. Diese Woche bekam Nazary erstmals Krankengymnastik.

Ob und wie man dem Kleinkind helfen kann, weiß noch niemand. Alexander Wiegand (69), der früher als Kraftfahrer weit herumkam, ein bewegtes Leben hatte und seit einigen Jahren mit einer Russin verheiratet ist, bittet um Spenden für weitere Untersuchungen, vielleicht eine Operation. 6500 Euro habe er bereits gesammelt, doch so viel kostet allein die erste Klinikwoche in Düsseldorf. Für den 4. November ist der Rückflug von Natallia und Nazary gebucht, bis zum 18. November gilt ihr Visum. Beides zu verlängern bzw. zu verlegen, ist sicher das geringste Problem.

Wer sich näher informieren und evtl. helfen möchte, erreicht Alexander Wiegand unter Tel. 01520-4586596