Mülheim verzeichnet einen Anstieg der Arbeitslosenquote und hält damit gegen den bundesweit positiven Trend.

Während Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) die frohe Botschaft von unter drei Millionen Arbeitslosen verkündete, sind in Mülheim mehr Menschen auf staatliche Hilfe angewiesen. Die Arbeitslosenquote stieg im Oktober um 0,1 Prozentpunkte im Vergleich zum Vormonat und liegt nun bei 9,1 Prozent.

Besonders das weibliche Geschlecht war im Oktober betroffen: Ein Mann und 77 Frauen wurden hilfebedürftig. „Zur Zeit sind insgesamt 7458 Mülheimer arbeitslos gemeldet und somit 78 mehr als im September“, sagt Katja Hübner, Sprecherin der Agentur für Arbeit. Und erklärt: „Dabei handelt es sich vor allem um Leistungsempfänger, die bei der Sozialagentur gemeldet sind.“

Von den insgesamt 7458 Arbeitslosen sind 1574 bei der Agentur für Arbeit registriert, diese Menschen beziehen Arbeitslosengeld I. Die Übrigen, also 5884 Mülheimer, beziehen Arbeitslosengeld II (Hartz IV) von der Sozialagentur, die von der Stadt betrieben wird. „Es handelt sich also um ein Problem der Langzeitarbeitslosigkeit“, bestätigt Katja Hübner. Denn: Tatsächlich hat die Agentur für Arbeit in diesem Monat 38 Arbeitslose mehr in Jobs vermittelt. Doch denen stehen 116 mehr Mülheimer entgegen, die zu den Hilfebedürftigen zählen und Hartz IV beziehen. Damit geht Mülheim gegen den Trend – in Nachbarstädten wie Essen oder Oberhausen sinken die Zahlen. Woran liegt das?

„Vor allem an der Berechnung der Arbeitslosenstatistik“, erklärt Jennifer Neubauer, stellvertretende Leiterin der Sozialagentur. Denn in diese fließen auch Arbeitslose ein, die an sogenannten Maßnahmen teilnehmen. Das sind Bewerbungs-Trainings, Weiterbildungen oder Ein-Euro-Jobs. „In den vergangenen beiden Monaten haben weniger Menschen an diesen Maßnahmen teilgenommen.“ Ohne Maßnahme gelten sie als arbeitslos, mit nicht. Die Zahl der tatsächlich in Arbeit Vermittelten sei mit dem Trend gestiegen. „Diese statistischen Methoden werden immer wieder kritisiert“, weiß Jennifer Neubauer. Schließlich seien Menschen, die an Maßnahmen wie Ein-Euro-Jobs teilnehmen nicht langfristig in den Arbeitsmarkt integriert, werden aber nicht mitgerechnet. „Die Zahlen können sich in den kommenden Monaten also schnell wieder ändern.“

Warum gerade Frauen betroffen sind, bleibt unklar. „Da können viele Faktoren eine Rolle spielen.“ Vielleicht liegt es am Stellenangebot: Im Oktober wurden 30 Beschäftigungsmöglichkeiten weniger gemeldet.

Dass der Anstieg der Arbeitslosequote an der wirtschaftlichen Situation zu messen ist, glaubt Hanns-Peter Windfeder vom Mülheimer Unternehmerverband nicht. „Eine IHK-Studie hat erst vor kurzem bestätigt, dass es in Mülheim wirtschaftlich genauso vorwärts geht, wie in anderen Städten.“ Doch zunächst gelte es, die Arbeitsmarkt-Zahlen genauer zu analysieren. „Und dann zu schauen, ob und wie Lösungen gefunden werden können.“