Bislang hatten Schornsteinfeger so etwas wie die Lufthoheit über Mülheims Dächern. Das Monopol im Kehrbezirk hat ihnen nicht nur Glück, sondern vor allem einen lebenslang sicheren Arbeitsplatz beschert.

Doch vielleicht müssen Bezirksschornsteinfeger bald um Konkurrenz- und Preiskämpfe bangen. Mit dem Schornsteinfeger-Handwerksgesetz lockert die EU das Kehrmonopol – so dürfen die schwarzen Männer ab 1. Januar 2013 auch in fremden Kehrbezirken auf Kundenfang gehen. Alle sieben Jahre werden die Bezirke zudem neu ausgeschrieben und nicht erst nach der Pensionierung abgegeben. Hauseigentümer haben dann das Recht, Aufträge an Fremdfeger zu vergeben.

Allerdings nur, was die regelmäßigen Arbeiten, das Kehren und Prüfen betrifft. Aufgaben, wie das Ausstellen des sogenannten „Feuerstättenbescheids“ bleibt bei den zuständigen Bezirksschornsteinfegern. Dieser legt fest, in welchen Abständen welche Reinigungs- und Überprüfungsarbeiten ausgeführt werden müssen. „Das Gesetz ist ein bürokratisches Monster“, findet Bezirksschornsteinfeger Erik Hilbig. Für jedes der 2100 Häuser in seinem Kehrbezirk muss der Feuerstättenbescheid ausgestellt werden. Bürokratischer Mehraufwand, den auch die Kunden zu spüren bekommen: Es müssen Formulare ausgefüllt, eine Menge Papierkram erledigt werden – das kostet.

Ab 2013 fegt ein anderer Wind durch die elf Mülheimer Kehrbezirke, in denen 22 Schornsteinfeger über die Dächer klettern.

Angst vor Konkurrenzdruck? „Nein, ich denke nicht, dass es viele Kunden geben wird, die ihren Schornsteinfeger wechseln.“ Wenn es eine gute Beziehung zwischen Kunden und Schornsteinfeger gebe, bestehe für Kunden kein Anlass, jemand anderen zu beauftragen. „Außerdem“, glaubt Hilbig, „ist so ein Wechsel mit höheren Kosten verbunden.“ Werde ein Kollege aus der Umgebung engagiert, müsse dieser zusätzliche Fahrtkosten berechnen, die beim Bezirksmeister nicht anfallen, da dieser kürzere Wege habe.

So sieht das auch Kollege Detlef Trümpler, der die Stadtteile in Mintard, Selbeck und Saarn betreut. „Für den Kunden war die Monopolstellung eigentlich günstiger.“ Denn: „Wettbewerb kostet Geld“, meint Trümpler. Zudem seien 95 von 100 Kunden laut Innungs-Umfrage zufrieden mit den Leistungen ihres Kaminkehrers. „Warum sollten sie also wechseln?“