Wer auch immer in der Politik dachte, über das Aus für die Zukunftsschule in Eppinghofen wachse schnell Gras, der sieht sich getäuscht. Das Gegenteil ist der Fall.

Der Unmut bleibt, immer mehr Vereine, Verbände und Organisationen schalten sich in den Protest ein. Der Ruf nach einem Bürgerbegehren ertönt an mehreren Stellen. So bei der jüngsten Stadtteilkonferenz am Montagabend.

Auch die Kirchen mischen sich massiv in den Streitfall ein. Sie waren es, die vor gut fünf Jahren an die Oberbürgermeisterin herantraten mit der Bitte: Helfen Sie dem Stadtteil. Der drohte damals immer weiter abzugleiten, überhäuft von sozialen und städtebaulichen Problemen. „Ein Aus für das Schul- und Sozialzentrum an der Bruchstraße drängt den Stadtteil noch mehr ins Abseits. Dem werden wir nicht tatenlos zusehen“, betonen Pastor Michael Clemens von der Gemeinde St. Engelbert und Helmut Kämpgen von der Ev. Johanneskirchengemeinde.

Von einem parteipolitischen Sumpf gar spricht Clemens, der den Umgang mit den Menschen in Eppinghofen kritisiert. Seit 17 Jahren sei er Pastor in dem Stadtteil und habe bereits „große Sünden“ dort durch politische Entscheidungen erleben müssen. Die Zukunftsschule als neues Stadtteilzentrum galt als Neubeginn, als Aufbruch, als ein Ziel, für das viele sich gerne eingesetzt haben. „Und das soll jetzt alles mit einem Strich weggewischt werden?“ Das breitgefächerte Beratungskonzept der Zukunftsschule wäre aus Sicht der Pastöre gerade für sozial schwache Familien und für Familien mit Migrationshintergrund „ein Segen“ gewesen.

In der Ratssitzung vor den Herbstferien hatte eine Mehrheit aus CDU, FDP, Grünen und MBI sowie der Ratsfrau der Linken das Zukunftsprojekt gestrichen. Die 8,5 Millionen Euro, die die Stadt in das rund 35 Millionen Euro teure Projekt investieren wollte, sollen nicht länger dort gebunden werden, sondern in andere Schulstandorte investiert werden. „Wem sollen wir in Zukunft die markigen Sprüche zur Bildung noch glauben, wenn auch die 8,5 Millionen Euro, die in Eppinghofen schon jetzt eingespart wurden, nun anderen Stadtteilen zu Gute kommen sollen? Das ist eine Frage der Ehrlichkeit und Gerechtigkeit“, so sehen es die Kirchen. Über sieben Millionen wollte auch die Leonhard-Stinnes-Stiftung beisteuern, der Rest sollte aus EU-Töpfen kommen. Als viel zu unsicher empfand zuletzt die CDU das gesamte Finanzmodell.

Nicht wenige prophezeien „richtigen Zoff“, sollten die Gelder nun statt in Eppinghofen anderswo investiert werden. Es wehrt sich ein Stadtteil, der sich von der Politik seit Jahren massiv benachteiligt fühlt. Erst mit der Einrichtung eines Stadtteil-Managements, an dessen Spitze mit Daniel Bach ein junger, engagierter Städteplaner steht, zeigen sich Besserungen. Zeigt sich vor allem eine größere Anteilnahme, ein größeres Interesse für die Probleme der Menschen. Bis jetzt.

Einen Runden Tisch soll es nun gegeben, mit der Politik, mit den Eltern, den Schulen, den Wohlfahrtsverbänden. Im Vordergrund steht die Forderung: „Keine destruktiven parteipolitischen Machtspiele in Eppinghofen!“ Eine große Podiumsveranstaltung ist im Gespräch: Wie soll es weitergehen mit der Hauptschule, mit der benachbarten Grundschule im Dichterviertel? Mit dem geplanten Mehrgenerationenzentrum? Antworten hat die Politik den Eppinghofenern keine gegeben.

Was wird aus den Architektur-Plänen, mit denen die Eltern, Lehrer und Schüler auf bessere Zeiten vertröstet wurden? Wir haben hier Schulen, da können Sie eher durch den Rahmen als durch die Fensterscheiben sehen“, beklagt Schulleiter Manfred Bahr die gravierenden baulichen Mängel. Dringend sanierungsbedürftig, lautet eine alte Diagnose und es schwingt die Angst mit, dass die Politik im Zuge des Schulentwicklungsplanes sagen könnte: Macht Eppinghofen dicht, dort lohnt eine Sanierung nicht mehr. Für Bahr steht fest: Es lohnt sich zu kämpfen. Ein Bürgerbegehren würde er begrüßen.