In der Gastronomie-Szene läuft’s wieder besser, zumindest was die kulturell angehauchten Lokalitäten betrifft.

Nachdem das „Sol“ neben dem Theater an der Ruhr in der vergangenen Woche unter neuer Regie aufgemacht hat (wir berichteten), wird der Zapfhahn in der „Palette“ neben dem Kunstmuseum in der Innenstadt auch wieder in Richtung fließend gedreht.

Damit hat der Kulturbetrieb als Immobilienverwalter zwei Sorgenkinder weniger. „Wir sind glücklich“, sagt Frank Baudy. Die Konzepte seien vielversprechend, alles Weitere müsse sich zeigen, so der Kulturbetriebsleiter: „Es ist gut, dass wieder Leben drin ist.“ Und seinen ersten Geburtstag feiert „Ricks Café“ in diesem Monat im Medienhaus. „Ich bin zufrieden“, sagt Marion Appenzeller, „die Tendenz ist steigend, aber es darf nicht weniger Umsatz sein“, betont die Café-Betreiberin.

Mit der „Palette“ in der Nachbarschaft kommt der Synagogenplatz dem herbeigewünschten „Piazza der Kulturen“ ein bisschen näher. Passend zum Namen herrscht in der „Palette“ derzeit ein buntes Durcheinander. Frank Brinkmann (41) und Andreas Wobser (28) wirbeln im Staub der Umbauarbeiten. Der Profi und der Neuling im Geschäft sind die neuen Unterpächter des einstigen Szene-Treffs in Mülheim. Ende des letzten Jahrhunderts war das quirlige In-Lokal mit Biergarten der Anlaufpunkt in der Stadtmitte, den so gut wie jeder Mülheimer kannte, wo man sich generationsübergreifend abends traf. An diese Zeiten erinnert sich Frank Brinkmann nicht nur gerne, daran will der Selfmade-Unternehmer anknüpfen. „Auch wenn es Pionierarbeit ist – egal. Ich will aus der Palette wieder einen kommunikativen Treffpunkt machen“. Damals, das war vor acht bis zehn Jahren, als er selber gern in die Palette ging, und sich sagte: „Dieses Lokal will ich einmal haben.“

Gastronomisch fing er mit „vielen Läden“ in Bottrop an. Nach den guten Jahren im Ruhrgebiet ging Brinkmann nach Paris, „weil mir die Stadt gefallen hat“, eröffnete den „Louvre-Garten“ und das „Open Café“. Nach eigenem Bekunden brachte er beide Pariser Lokale zum Erfolg, führe sie auch weiterhin noch.

Von der Seine zurück an die Ruhr wühlt Brinkmann nun erstmal im Dreck. Gerade arbeiten die Beiden den Holzfußboden auf. Dann sind die verwischten gelblich-erdfarbenen Wände dran, die in einem frischen Weiß erstrahlen sollen. Farb- und Lichteffekte setzen Akzente. Insgesamt werden die Räumlichkeiten heller und lichter. Dafür sorgen u.a. gläserne Vitrinen.

Mit „frischer Küche“ zum fairen Preis will man punkten: gutbürgerlich angehaucht mit Suppen, Salaten, Kleinigkeiten, Hauptgerichten, wechselndem Mittagstisch, Kaffee und Kuchen am Nachmittag und einer Abendkarte.

Auch ein kulturelles Angebot mit Lesungen, Ausstellungen und Musik Mülheimer Künstler soll es geben. Zudem „sind wir einer Kooperation mit dem Kunstmuseum nicht abgeneigt“, hofft Brinkmann. Eine Zusammenarbeit zwischen Kunstmuseum und Ricks Café im Medienhaus gibt es bereits. Marion Appenzeller fürchtet die Konkurrenz nicht: „Ein zusätzliches gastronomisches Angebot kann den Platz nur mehr beleben.“