Experimentieren gehört bei diesen Konzerten zum guten Ton. „Utopie jetzt!“ ist über die Stadtgrenzen hinaus bekannt als Festival der Neuen Musik. Von Freitag bis Sonntag sind Besucher zum Musik-Festival in der Petrikirche eingeladen.
Künstler kombinieren und probieren hier, binden die Kulisse der Kirche in ihre Stücke ein, lassen Klänge wirken – innen wie außen.
Unter dem Motto „Weiter, immer weiter“ begegnen musikalische Revolutionäre wie Johann Sebastian Bach den Klangpionieren von heute. Die Vereinten Ev. Kirchengemeinden Mülheim wollen als Veranstalter, mit dem Festival ausgefallene Konzerte mit Neuer Musik in ihre Gotteshäuser zu schaffen und eins davon ins Museum zu bringen. Dank Unterstützung der Stadt und vieler Sponsoren.
Das Konzept: weg von der klassischen Kirchenmusik, hin zu neuen Ansätzen. „Trotz des speziellen Genres ist es keine Veranstaltung für Spezialisten“, erklärt Projektleiterin Susanne Reimann. „Wir wollen Neugierde wecken und alle Besucher locken.“ Das gelingt ihnen vielleicht mit der Auftaktveranstaltung „Was geht“ am Freitag im Kunstmuseum Alte Post. Ab 17 Uhr startet das Fest mit einem Konzert. „An diesem haben 58 Schüler der Willy-Brandt-Schule mitgearbeitet“, berichtet Gijs Burger, der als Kirchenmusiker die künstlerische Leitung übernommen hat.
Klangkunst in der Schule
In drei Tagen haben Fünft- und Sechstklässer unter Leitung der Klangkünstler Zoro Babel und Christoph Reiserer mit Alltagsgegenständen wie Flaschen, Papier oder Besteck Musik erzeugt. „Darunter war auch ein zehn Meter langes Steinxylophon“, verrät Burger. Wie das klingt, zeigt der Nachwuchs beim Konzert. Zudem werden Auszüge aus Kurt Schwitters „Ursonate“ und Steve Reichs „Clapping Music“ erklingen.
Mitverantwortlich ist auch in diesem Jahr wieder der WDR Rundfunkchor Köln, der das Festival kommenden Freitag um 20 Uhr in der Petrikirche gemeinsam mit einer Riege international bekannter Instrumentalsolisten eröffnet. Zu sehen und zu hören sind „Schwingung“ von Karlheinz Stockhausen und „Variations IV“ von John Cage.
Ungewöhnliche Raum-Klang-Erfahrungen
Mit ungewöhnlichen Raum-Klang-Erfahrungen wird der zweite Konzertabend am Samstag fortgesetzt. Um 19.30 Uhr treten Blechbläser, Orgelspieler, Cellisten und Sänger an unterschiedlichen Orten an, um ihre Musik beim „St. Petrus-Mix“ zu kombinieren. „Von 11 bis 21 Uhr wird dafür der Kirchenhügel für den Verkehr gesperrt“, sagt Susanne Reimann. Denn: „Musik wird von der Diakonie, aus den beiden Kirchentürmen, von der Orgel in der Petrikirche und aus Radios rund um den Kirchenhügel ertönen“, erklärt Gijs Burger. Zusammen ergibt das eine große Klang-Komposition, die genau 17 Minuten und 33 Sekunden dauern wird – ganz nach den Vorgaben des Komponisten John Cage. „Jeder Musiker spielt seine Partitur nach der Stoppuhr.“ In der Kirche geht’s danach weiter, dann sind die Solisten an der Reihe: Cello und Live-Elektronik trifft auf Sopran, Orgel und Chorgesänge.
„Den Sonntag widmen wir Pfarrer Dieter Schnebel“, erklärt Gijs Burger. Dieser wird die Predigt über „Utopie und Schöpfungslust“ im Gottesdienst um 10 Uhr halten. Abends im Konzert ab 19 Uhr kommt er mit der Uraufführung seines Bachmann-Liederzyklus’ „Mild und leise“ musikalisch zu Wort. Auch Sonntag muss der Kirchenhügel daher von 11 bis 21 Uhr für den Verkehr gesperrt werden.
Die Konzerte in der Petrikirche kosten 15 Euro Eintritt, im Kunstmuseum 10 Euro. Schüler und Studenten haben freien Eintritt. Info: www.utopie-jetzt.de