Sightjogging heisst der europaweite Trend, der auch Mülheim im Kulturhauptstadtjahr gut zu Gesicht stehen würde. Warum kreative Ideen für Ruhr 2010 gefragt sind.
Barcelona hat es. Hamburg auch. Und Berlin sowieso. Europaweit bieten fitte Stadtführer so genanntes „Sightjogging” an. Eine Mischung aus Stadtführung und Laufen. Wäre das nicht auch etwas für Mülheim? „Wir haben das im Visier”, sagt Heike Blaeser-Metzger, Prokuristin der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus GmbH (MST) auf Anfrage der WAZ.
Die Nachfrage nach der modernen Form des touristischen Stadterkundung ist groß. In Berlin haben sich schon mehrere Anbieter etabliert, wöchentlich gibt es Meldungen mit weiteren Städten, die sich beteiligen. Für Berlin ist Beate Achilles das Aushängeschild: „Früher bin ich selbst oft auch als Reiseführerin gelaufen”, sagt sie. „Mittlerweile bin ich mehr für die Organisation zuständig.” Sie bietet Touren in mehreren deutschen Städten an, vermittelt interessierte Läufer an Kollegen in ganz Deutschland. In Berlin können Kunden zwischen Mauer-Lauf, Tiergarten-Lauf, Spree-Tour und Geschichts-Tour auswählen, die Streckenlänge variiert zwischen fünf und 10 Kilometern.
Was es braucht? Ein paar Laufschuhe, die Puste, um zumindest einige Kilometer locker im Laufschritt durchhalten zu können und natürlich einen Stadtführer, der nicht nur geschichtlich bewandert ist sondern auch die Ausdauer besitzt, um während des Joggens nebenbei noch locker plaudern zu können. Das schränkt den Kreis der etablierten Mülheimer Stadtführer etwas ein, doch als einen joggenden Botschafter der Stadt könnte sich Heike Blaeser-Metzger den Marathonläufer und Stadtführer Hans-Georg Hötger vorstellen.
Konkrete Touren hat die MST noch nicht geplant: „Wir werden uns mit den Stadtführern Gedanken machen und dann gemeinsam Konzepte erstellen”, so Dagmar Blaeser-Metzger. Hans-Georg Hötger könnte sich eine Sightjogging-Tour auf den Spuren des Oberbürgermeisters Dr. Paul Lembkes vorstellen. In seine Amtszeit (1904-1928) fällt unter anderem die Ansiedlung des Kaiser-Wilhelm-Instituts (heute Max-Planck-Institut für Kohlenforschung), die Eröffnung der Stadthalle oder der Bau dreier Ruhrbrücken.
Und auch sonst hat die Stadt für auswärtige Gäste einiges zu bieten: Kloster Saarn, Schloss Broich, Kirchenhügel, Bismarckturm oder das Müga-Gelände. An Laufzielen mangelt es sicherlich nicht. Warum sollte das, was in den großen Metropolen funktioniert, nicht auch im Kulturhauptstadtjahr 2010 in Mülheim funktionieren? Die Projekte wie Theater der Welt (1.-18. Juli), Odyssee Europa oder „2-3 Straßen” werden Touristen nach Mülheim locken. Darunter gesundheitsbewusste Kulturliebhaber, die das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden wollen.