28 Jahre war Klaus Geldmacher, als ihm der Durchbruch auf der vierten „documenta“ 1968 in Kassel gelang. Etliche Werke, Ausstellungen und Auszeichnungen später schafft er mit 70 noch immer Licht- und Objektkunst.

Als internationaler Künstler hat er in Mülheim Seltenheitswert.

Dabei fing seine Karriere nicht gerade leuchtend an. An der Hamburger Kunsthochschule „bin ich nach drei Semestern rausgeflogen“, sagt Geldmacher, „weil mein Malprofessor mit mir nichts anfangen konnte“. Dann nahm er anderes Material und von da an „klappte es ganz gut“.

Sein loftmäßiges Atelier in einer umgebauten Lederfabrik am Schloßberg gleicht eher einer Werkstatt mit Freizeitwert, wo Geldmacher an einem großen hölzernen Arbeitstisch tüftelt. Zwischen Billardtisch und einer ansehnlichen Sammlung von Jazz-LPs, denn Geldmacher ist selbst Jazzmusiker. Kabel und Lötkolben, Elektronikteile und Metall, Schläuche, Schrauben und Zangen, Plexiglas und allerlei Geräte und Fundstücke sind in Schubladen oder liegen griffbereit auf der Werkbank. Nicht zu vergessen: Glühbirnen über Glühbirnen. Ohne die Glühbirnen funktionieren die eindrucksvollen Licht- und Klangobjekte so oder so nicht. Doch in Zeiten von LED-Leuchten und dem langsamen Erlöschen der Glühbirne „muss ich mir bald etwas anderes einfallen lassen“.

Seit einigen Jahren setzt Geldmacher kleine Videos in den Kunstwerken ein. Mit Botschaften zum Schmunzeln. Klaus Geldmacher, der in jungen Jahren AStA-Vorsitzender war, sich lange für die Sozialdemokratie engagierte, 1979/80 Pressesprecher des Hamburger Kultursenators, von 1982 bis 1984 Journalist bei der Hamburger Rundschau und von 1992 bis 2001 Bundesvorsitzender der IG Medien für Bildende Kunst war, ist ein politischer Kopf geblieben. Seine ironischen Botschaften hat er mit einem Augenzwinkern ganz kreativ in die multimedialen Objekte eingebracht.

Im Multiple „Miss Merkel“ aus 2010 ist eine Sprech- und Videomontage aus „Asphalt Dschungel“ und „Der Wachsblumenstrauß“. Zur Tatort-Melodie ist Miss Marple (Margaret Rutherford) in Aktion mit der Stimme von Angela Merkel. Guido Westerwelle spricht aus dem Mund von Charles Tingwell: „Natürlich gibt es Exzesse – bitteschön.“ Ein neues Objekt hat Geldmacher gerade in Arbeit, „da äußert sich der Papst über sein Sexualleben“. Auf diese Beichte dürfen nicht nur die Kunstfreunde gespannt sein. Der Korb aus Drahtgeflecht sieht schon mal nach Käfig aus.

Mit Exzessen, Regelwut jeglicher Art und einer formierten Gesellschaft hat Klaus Geldmacher überhaupt nichts am Hut. Er hält es eher mit der persönlichen Freiheit, Demokratie und Offenheit einer Gesellschaft. Dafür stehen seine Kunstwerke. Manchmal muss erst ein Licht aufgehen.