Die Erfahrung hat gezeigt: Einfach die Türen zu öffnen, reicht nicht. Es braucht auch einen Menschen, der hinter der Tür begrüßt.
Seit einem Jahr gibt es die in der Petrikirche. Zehn Ehrenamtler beziehen dort abwechselnd zwei Stunden in der Woche Position und helfen, die Kirche verlässlich offen zu halten. Gestern überreichte Stephan Teichmann, Diakon der Ev. Kirche im Rheinland mit dem Arbeitsbereich „Kirche in der Freizeitwelt” , den Vertretern der Vereinten Evangelischen Kirchengemeinde (VEK) das Signet „Verlässliche Offene Kirche”. Damit ist die Mülheimer eine von über 500.
In England hat ihr Name noch einen gewissen Witz: „Church-Sitter” heißen dort die Menschen, die in den Kirchen sitzen und aufpassen. Ihre deutsche Bezeichnung klingt da sperriger: „Kirchenbegleiter” nennt die ev. Landeskirche sie, Pfarrerin Karla Unterhansberg spricht gar von „Kirchengastgebern”. Wortkreationen, geschaffen, um nicht ein abschreckendes „Aufpasser” sagen zu müssen.
„Wir haben den Anspruch, eine einladende Gemeinde zu sein”, betont dann auch Pfarrer Peter Vahsen. Und: „Die offene Kirche befindet sich in einer offenen Gemeinde.” Einladen will man, hereinzukommen, sich umzusehen, Kontakt mit Kirche aufzunehmen.
Vor einigen Jahren versuchte man das schon einmal und öffnete die Türen – damals allerdings noch ohne „Gastgeber”. „Es gab Zerstörungen in der Kirche”, sagt Peter Vahsen und erklärt damit, warum sich die Tore abseits der Gottesdienste zunächst wieder schlossen und warum es nun Aufpasser gibt, die aber keine puren Aufpasser sein sollen: „Wir haben hier ja kein Museum zu bewachen.” Anfassen ist erlaubt.
„Ansprechpartner” nennt sich Hilde Boronowsky selbst. Obwohl die Ehrenamtlerin weiß: „Nicht jeder will angesprochen werden.” Einige Menschen suchten einfach nur einen Moment der Ruhe, der Besinnung. „Es kommen manchmal Menschen, die im Krankenhaus jemanden besucht haben oder die selbst dort untersucht wurden”, hat Mitarbeiterin Brigitte Hillebrand festgestellt. Sie nutzen die nahe Kirche, schreiben ihre Sorgen und Gedanken in ein ausgelegtes Buch. Und wenn „auf der Orgel geprobt wird, bleiben die Leute länger”, sagt Werner Schrothotte.
Doch auch „geschichtlich und kunsthistorisch Interessierte” kommen in die Petrikirche. „Viele Menschen fragen nach den Fenstern”, sagt Ehrenamtlerin Gisela Hahnemann. Informierendes Material liegt dazu bereits in der Kirche aus. Im Sommer will die Gemeinde zudem „mehrsprachige Führer entwickeln”. Karla Unterhansberg: „Wir haben festgestellt, dass Geschäftsreisende aus China oder Japan die Kirche besichtigen.”