Kirchen planen gemeinsame Trauerfeier für anonym Bestattete. Ordnungsamt beerdigt etwa 60 Bürger pro Jahr.

Es gibt auch in dieser Stadt Menschen, die einsam sterben. Um deren Begräbnis sich niemand aus der Familie kümmert. Weil es keine Angehörigen (mehr) gibt, die die bitteren Pflichten übernehmen, die am Ende eines Lebens doch erfüllt werden müssen.

Für Verstorbene ohne Angehörige gibt es in Mülheim keine Trauerfeier, keinen Gedenkgottesdienst, wie etwa in der Nachbarstadt Essen. Dort wird seit Januar 2008 jeden Monat mit einer ökumenischen Trauerfeier der Verstorbenen, die ohne Anteilnahme ihrer Familie bestattet wurden, namentlich gedacht.

Das soll nach Plänen der beiden Kirchen auch in der Ruhrstadt so sein, möglichst in diesem Jahr. Gespräche finden zwischen Stadtdekanat und dem Evangelischen Kirchenkreis Mülheim statt. „Wer in Mülheim gelebt hat, soll hier auch würdevoll verabschiedet werden”, betont die Krankenhaus-Seelsorgerin Klaudia Schmalenbach, die schon einige Gespräche, etwa mit der Stadtspitze und den katholischen Vertretern, geführt hat.

Angedacht ist die erste Gedenkfeier für Verstorbene im September, zu der auch ein Repräsentant der Stadt Mülheim anwesend sein wird. Es sollen ökumenische Trauerfeiern sein, die abwechselnd in der Petrikirche und in St. Mariä Geburt auf dem Kirchenhügel stattfinden werden, jeweils unter Beteiligung beider Kirchen.

Etwa dreimal im Jahr, so die Planung, sollen diese Gedenkgottesdienste gefeiert werden.

60 Personen im Jahr

Wenn ein Mensch stirbt, gibt es auch eine höchst profane Seite. Wenn nämlich niemand mehr da ist, der für eine Beerdigung sorgt, so springt die Stadt ein. Es sind im Durchschnitt etwa 60 Männer und Frauen im Jahr, bei denen das Ordnungsamt dafür sorgt, dass der Tote einen letzten Ruheplatz erhält, berichtet Stadtsprecher Volker Wiebels. Die Tendenz sei leicht steigend, „aber wirklich nur ganz leicht, etwa ein, zwei Fälle pro Jahr”, so Wiebels.

Die Bestattung findet anonym – ohne Gedenkstein oder Platte mit Inschrift – auf dem denkmalgeschützten Altstadtfriedhof statt. Dort gibt es Wiesenbereiche, die für solche Urnenbeisetzungen genutzt werden können.

Kosten entstehen

Natürlich entstehen der Kommune dabei Kosten, die sich auch genau beziffern lassen: „2100 Euro kostet die Stadt eine anonyme Beisetzung auf dem Altstadtfriedhof,” sagt Stadtsprecher Wiebels, „Wir gehen dabei immer in Vorlage.” Denn auch dem Bestatter entstehen ja Kosten, die er bezahlen muss. „Etwa die Hälfte aller Beerdingungskosten muss am Ende die Stadtkasse tragen”, sagt Wiebels. Das ist bei jenen Verstorbenen der Fall, die kein Geld hinterlassen haben. Ist Vermögen da, so kann die Kommune die Beerdigungskosten später vom Nachlassverwalter zurückerstattet bekommen.

Es komme aber auch vor, dass ein Testament oder eine Willensbekundung neben etwas Geld hinterlassen wird: Wenn jemand angegeben hat, wo er bestattet werden will, wenn es etwa schon eine Gruft gibt – „dann machen wir das,” sagt Stadtsprecher Wiebels.

Für die meisten dieser Mülheimer Verstorbenen gibt es aber weder Stein, noch Inschrift. Ab September werden ihre Namen in der Kirche noch ein letztes Mal verlesen.