Das Gelände der alten Feuerwache hat seinen eigenen Charme aus Vergangenheit und Zukunftspotenzial. Für das Jugendkulturfestival „Sinn Flut“ war es ein sinnhafter Spielort gleich aus mehreren Gründen.

Hier, zwischen der verlassenen Fahrzeughalle, Kantine, Spinden und Ruheräumen ist vieles möglich, was anderswo den Frieden gestört hätte.

So mischen sich laute Stromgitarren mit Non-Stop-Kino, Modenschau und Kunst-Happenings wie in einem Erlebnispark. Irgendwie geht alles, aber nichts muss. Jugendschwärme ziehen mal zu ihrer Lieblingsband in der Halle, dann wieder nach draußen: Punks, Goths, Heavy-Metal-Typen und wer sonst noch auf den Beinen ist – alle sind in einem friedlichen Fluss. Kaum auszumachen, wie viele es eigentlich sind -- ein paar hundert? Wie viele Akteure bei diesem Jugendkultur-Happening mitgemacht haben, lässt sich hingegen leichter beantworten: 350, sagt Rona Nekes, künstlerische Leiterin dieses vom Kulturbetrieb initiierten Projekts. Die meiste Aufmerksamkeit bekommen häufig die, die am lautesten schreien: Weit über 20 Bands, Tanz- und Theatergruppen stellen sich hier vor, die man ansonsten selten sieht – „wir haben keine Auswahl getroffen“, erläutert Nekes das Konzept: Jeder wurde akzeptiert.

Es lohnte sich aber umherzustreifen: Im Untergeschoss konnte man so noch einmal die Fotoausstellung „Nebel-Ich“ von Jugendlichen der vier Mülheimer Gymnasien Otto-Pankok, Karl Ziegler, Heißen und Luisenschule sehen. Die Multimedia-Gruppe der Theodor Fliedner-Stiftung stellte Kunst aus Leder aus. Oben gab es den Dokumentarfilm von Leon Schirdewahn über das Theaterstück „Wolf im Schafspelz“ zu sehen. Daneben bereiteten sich Jana Aengenvoort (19) und Dina Zwitkis (16) auf den Laufsteg vor. Sie sollen die Collection von Modedesign-Student Jasper Krafft vorstellen: Alice im Wunderland ist das Thema. Lampenfieber? „Nö.“

T-Shirts nähen, Wandmalerei, Filme drehen, Foto-Ausstellung – David und Marius vom Oberhausener Künstlerkollektiv „Skribble Gebibble“ mögen das kreative Chaos von Sinn Flut, „es ist ein synästhetisches Happening und eben kein VHS-Kurs. Das Zusammenkommen, zusammen kreativ sein, steht im Mittelpunkt.“ Bürgermeister Markus Püll ist beeindruckt von den Arbeiten. Er will das Festival auch im nächsten Jahr unterstützen: „Wenn man es dreimal macht, ist es eine feste Einrichtung.“ Ob der Haushalt es aber zulasse, müsse sich am 7. Oktober entscheiden.