Hoch zufrieden zeigt sich Mülheims IG Metall mit dem Ergebnis der Tarifverhandlungen in der Stahlbranche, das ein deutliches Lohnplus und die Entlohnung für Leiharbeitnehmer auf Basis der Stahltarife regelt.

Der Arbeitgeberverband beklagt, dass unter dem Druck auch der Politik kein moderater Abschluss habe zustandekommen können.

Mit breiter Brust konnte IG-Metall-Ortsbevollmächtigter Ulrich Dörr am Donnerstag in die Betriebe gehen. Das Meinungsbild sei eindeutig gewesen: Das Verhandlungsergebnis sei „überaus positiv“ aufgenommen worden. Dörr dankte den Gewerkschaftsmitgliedern in den heimischen Firmen Vallourec & Mannesmann Tubes, Europipe, Salzgitter Mannesmann Grobblech, Mannesmannröhren und in der Friedrich-Wilhelms-Hütte ausdrücklich, „dass sie sehr massiv an den Warnstreiks teilgenommen haben“. Noch am letzten Verhandlungstag seien Mülheimer Mitglieder mit einem Doppeldeckerbus und einigen Privat-Pkw zum Verhandlungsort Düsseldorf gefahren, um Präsenz zu zeigen.

Ein „riesiger Schritt“ sei beim Thema „Gleiches Geld für gleiche Arbeit“ gelungen. Dass die Arbeitgeber bei der Diskussion um die Entlohnung von Leiharbeitskräften lange Widerstand geleistet hätten, zeige nur, dass man mit dem Abschluss nun auch verhindert habe, dass die Unternehmen den Arbeitsmarkt zunehmend mit Billigarbeitskräften besetzen.

Aktuell rund 260 Leiharbeitnehmer in der örtlichen Stahlbranche profitieren unterschiedlich stark von dem Tarifergebnis – je nachdem, welche betrieblichen Vereinbarungen zur Leiharbeit es zuvor schon in den Firmen gab. Am größten dürfte die Freude bei den Beschäftigten der Friedrich-Wilhelms-Hütte sein. Dort sei der Gewerkschaftsforderung nach gleichen Löhnen für Leiharbeitnehmer bislang am wenigsten nachgekommen worden, obwohl die Hütte auch schon draufgesattelt hat auf die Löhne der Zeitarbeitsbranche.

„Der Tarifvertrag zur Bezahlung der Leiharbeit lässt unternehmerische Freiheit und Flexibilisierungsmöglichkeiten im notwendigen Umfang bestehen“, urteilt Helmut F. Koch, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Stahl. Das Volumen der Entgeltanhebung belaste die Mitgliedsunternehmen allerdings erheblich. „Wegen der Rahmenbedingungen der diesjährigen Tarifrunde war jedoch keine moderatere Erhöhung einigungsfähig“, bilanzierte Koch. Insbesondere sei nicht hilfreich gewesen, dass „ungebetene Ratgeber, unter anderem aus der Politik, öffentlichkeitswirksam kräftige Lohnerhöhungen forderten“.

Erfreulich sei, so der Verbandsvorsitzende, dass die Forderung nach zusätzlichen bezahlten Freischichten abgewehrt worden sei und statt dessen Verhandlungen über eine Weiterentwicklung des Tarifvertrags zur Gestaltung des demografischen Wandels vereinbart worden seien.