Das Trauerspiel um das nahezu verwaiste Depot in Speldorf, einst als neues Stadtteilzentrum gesehen, lässt vor Ort immer mehr Stimmen laut werden, die Speldorf in einem Abwärtssog sehen.

Unlängst forderte der Speldorfer Bürger- und Kurverein Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld auf, die Suche nach Problemlösungen zur Chefsache zu machen. Die WAZ traf deren Vorsitzende Ute Möhlig.

Der Stadtteil sei durch eine „völlig verfehlte Stadtplanung arg strapaziert“, sagen die Mülheimer Bürgerinitiativen. So weit geht Möhlig nicht. Probleme gebe es, ja, aber Speldorf sei nicht verloren. „Die Chance ist da, dass es kein Totentanz, sondern ein Umbruch ist.“

Das blutleere Depot und der wegen der Insolvenz der luxemburgischen Eigentümerin zuletzt gescheiterte Wiederbelebungsversuch machen es laut Möhlig aber notwendig, dass die Stadtspitze ein Signal nach Speldorf sende. „Frau Mühlenfeld sollte sagen: Ja, da wollen wir uns einmischen“, sagt die Bürgervereinsvorsitzende. Ansonsten werde ein geflügeltes Wort weiter die Runde durch den Ortsteil machen: „Es passiert ja nichts, die machen ja nichts.“

Konkret erhofft sich der Bürger- und Kurverein Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung „Mülheim & Business“ (M&B). Eine Idee, dem Einzelhandelsstandort Leben einzuhauchen, haben Möhlig und Vereinsgeschäftsführer Lars-Jürgen Weidemann auch. Im Kerngebiet der Duisburger Straße zwischen den Kreuzungen Hansastraße/Flockenweg sowie Karlsruher/Ruhrorter Straße, so Weidemann, helfe nicht ein weiterer Billigheimer, da müsse die Wirtschaftsförderung „mal ein bisschen Gas geben“.

Das Modell von Möhlig und Weidemann sieht vor, dass M&B Kontakt zu Immobilienbesitzern aufnimmt und ihnen schmackhaft macht, jungen Existenzgründern durch ein befristetes Entgegenkommen bei den Mieten eine Chance zu geben. „Viele interessante Geschäftsideen“ vermutet Möhlig bei jungen Menschen, Individualität für das Stadtteilzentrum, die sich in kleinen Ladenlokalen, vielleicht mit kleiner Werkstattanbindung ausbreiten könne. Nicht nur die Depot-Hausherren bemühten sich sichtlich wenig um neue Mieter. Probleme gebe es auch anderswo.

Warum aber sollten junge Ideen sich gerade an der Duisburger Straße breitmachen wollen? Weidemann glaubt an die attraktive Lage der Durchgangsstraße, viele Menschen kämen hier tagtäglich vorbei, interessante Läden könnten zum Aussteigen reizen. Und schließlich kämen ja bald eine Menge Studenten in die Nähe . . . M&B-Chef Jürgen Schnitzmeier signalisierte gestern bereits Gesprächsbereitschaft. Man sei offen für Ideen.

Initiativen brauche das Stadtteilzentrum einige, so Möhlig. Sie wünscht sich einen größeren Wochenmarkt am Depot nach Saarner Vorbild, die eine oder andere Café-Neueröffnung – Speldorfs Mitte habe keinen Buchhandel, kaum Schreibwaren, keine Herren- und Kinderschuhe, wenig Kundendienst für ältere Bürger mehr zu bieten. Möhlig fordert einen Stopp für die Weiterentwicklung des Einzelhandelsstandortes Weseler Straße. An die Duisburger Straße müsse Leben.

In der schwierigen Situation jetzt seien Speldorfer Bürger allerdings auch aufgefordert, ihrem Ortsteil mehr Treue entgegenzubringen und ihn nicht schlechtzureden. Von den Händlern wünscht sich Möhlig: Durchhaltevermögen.